Bombazetisch!

Der Abend gestern im Südpol verlief schleppend: Spät begannen die Einheizer Hardwud Classiks. Dann gab's eine längere Pause. Schliesslich spielten Baze und Band – direkt von einem vorherigen Gig in Zofingen gekommen – ein grandioses, leider über weite Strecken schlecht abgemischtes, Set.

Als sich die letzten Klänge von «Minigrip» verzogen, die Lichter angingen und der Saal sich leerte, war das ein sehr würdiges Ende eines abwechslungsreichen Sets mit viel kreativem Umgang mit den Songs von Bazes jüngstem Album «D’Party isch vrbi». Mit älterem Stoff wie «Ender weniger» – zu dem das recht zahlreich erschienene Publikum am meisten abging – aber eben auch mit mindestens zwei Drittel schlechter Abmischung. Das letzte Drittel war dann jedoch perfekt, muss hier fairerweise auch festgehalten sein. Hätte man's nicht gewusst, man wäre niemals auf die Idee gekommen, dass dieser Herr im David-Hasselhoff-Shirt an diesem Abend bereits einen Gig hinter sich hatte. In Zofingen. Laut wohl ironischer Eigenaussage in einer Halle für 500 Leute vor 30 Nasen. Vom Opener, dem Titelsong «D’Party isch vrbi», bis zur dritten Zugabe «Minigrip» war eine unbändige Spielfreude da, die auch von zwei besoffenen Galgenvögel vor der Bühne mit ungleich unbändigem Mitteilungsdrang nicht abgelöscht werden konnte. Überhaupt diese Band: In Doors-Formation (Sänger, Gitarre, Schlagzeug, Tastenbass und sonstige Tasten), zeigten sie, dass das genial produzierte Album auch live funktioniert. Einfach anders. Und die Texte: Unglaublich, was Baze sich da alles im Kopf behalten kann. 1:1, ohne Versprecher, Rettungsimprovisationen etc. Texte, die man auch gedruckt lesen würde. Wenn Prinz Pi, wie auf Youtube von einem Fan proklamiert, der Heinrich Heine des Raps ist, ist Baze der Rolf Dieter Brinkmann. «D’Party isch vrbi» – in Rhythmus und Form gebrachter (Pop-)Realismus, wo «über dem Hundekot ein Stern blitzt», «die Tür offen ist, hinauszugehen, und man denkt, das ist Zärtlichkeit, die mit dem Hinausgehen kommt». (R.D. Brinkmann, Westwärts, 2.) Anhörtipp: Ruhetag. Schöne Sonntig!