Beswingte Hot Strings oder Scharf mit alles

Kleintheater, Freitag, 1.11.2013: «Métro» heisst das zweite neue Album des Luzerner Vierers Piri Piri. Würdig getauft wurde der gypsyswingige Tonträger konzertant an Allerheiligen. Die selbstdeklarierte «Wippgarantie» ist nach wie vor gegeben.

«Zigeuner-Jazz» tönt heute politisch nicht mehr allzu korrekt. Aber man verstehts, und als musikalische Kategorie taugt sie halt nach wie vor. Es ist Musik im Geiste des grossen Django Reinhardt (1910–1953), der ab den späten 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts stilbildend öffentlich wurde durch Plattenaufnahmen. Bei Reinhardt setzen Piri Piri an, von ihm spielen sie zwischendurch auch immer wieder mal ein Stück. Vieles ist aber heutig, selbstkomponiert von Christian Wallner. «Métro» heisst nicht zufällig so: Das zweite Album* ist Resultat eines Paris-Aufenthalts. In der Weltstadt findet sich viel Inspirierendes, Erinnerungen und Impressionen, in Musik umgeformt. «Gambetta» etwa, das die Stimmung an der gleichnamigen Métro-Station einfängt (das Album-Cover zeigt sie übrigens), «Le jardin des âmes», inspiriert von einem Spaziergang auf dem Friedhof Père Lachaise, «Paris Plage», plus natürlich das Titelstück «Métro». Oder «October Song», den man gut auch im November spielen kann. Dazu kommen Klassiker und Standards aus der Jazzgeschichte. Auf der Platte hats so etwa «Puttin’ On The Ritz» (Irving Berlin) und «The Lady Is A Tramp» (Rodgers & Heart), im Konzert gibt’s auch «Sweet Georgia Brown». Schön ist es im Konzert, nur schon zuzusehen, wie die Gitarrentöne (übrigens: Nylonsaiten) entstehen, ob das flott vorwärtstreibende Nummern sind oder balladeske mit melancholischem Einschlag. Nicht gespielt werden im Konzert die Stücke mit Sängerin Christina Jaccard, die als Gast auf der CD mitwirkt. Am Freitag weilt sie in Zürich, wo sie eine eigene Album-Taufe bestreitet. Etwas weit hätte es Fapy Lafertin gehabt, Gitarren-Held und CD-Gast. Dabei im Kleintheater ist dafür Alesandro D’Espiscopo am Flügel, der für eine schöne klangliche Erweiterung des Quartettsounds sorgt. Die vier, das sind allesamt instrumentale Cracks, die auch in anderen musikalischen Gefilden zuhause sind: Die beiden Guitarristas Christian Wallner und Pete Borel, David Zopfi am Stehbass und Pit Furrer an reduzierten Drums inkl. Cajon. Es gypsyswingte von diesen Hot Strings, dass es eine Freude ist. Heiss und schön scharf mit alles, gerade so, wie es dem Bandnamen entspricht. Schlussbefund: Mission «Flinke Finger» accomplished!

*Wie’s vor drei Jahren bei der Taufe zur Debüt-CD am nämlichen Orte tönte, kann man hier nachlesen. www.piriswing.ch