Ausverkauf und Gratis-Rock

Eine geballte, dreifache Portion Indie-Rock gab es gestern zum Jahresauftakt – und dies erst noch gratis. Das zog sehr viele Menschen in die Luzerner Schüür, viele junge auch. Doch die Konzerte von Alvin Zealot, Flink (beide Luzern) und Mañana (Basel) waren beträchtlich unterschiedlich – auch unterschiedlich gut.

Schnäppchenjäger kommen dieser Tage voll auf ihre Rechnung. Am Nachmittag Einkaufsbummel durch den Ausverkauf und am Abend Gratiskonzerte im Dreierpack in der Luzerner Schüür – so hätte in etwa das Programm am gestrigen Freitag lauten können. Doch gratis bedeutet nicht mindere Qualität, wie drei sehr unterschiedliche Combos bewiesen. Begonnen hatte der Abend mit den Jungspunden Alvin Zealot, die drauf und dran sind, die 7 Dollar Taxis als neusten lokalen heissen Scheiss zu beerben. Punkt halb zehn war die Schüür schon erstaunlich gut gefüllt (mehr wurden es an diesem Abend nicht – im Gegenteil). Die Vier begannen ungestüm und wild. Da war viel Disco- und Offbeat, Gesang à la Franz Ferdinand und ein Set ohne nennenswerte Füller. Wumm, und da war diese Handvoll Songs auch schon wieder vorbei, und man fragte sich, woher Alvin Zealot diese Coolnes nehmen. Was kann man sagen? Vielleicht, dass dieser sympathischen Combo ein paar ruhigere Nummern noch besser stehen würden – denn diese waren es, die wirklich überzeugten. Beeindruckende Sache, dies, da darf der geneigte Musikgeniesser und Tanzbeinschwinger noch einiges erwarten in Zukunft. Viertelstunde Umbau – das Publikumsdurchschnittsalter erhöhte sich unterdessen merklich. Kein Zufall, stand doch jetzt eine gestandene Gruppe auf dem Programm: Flink. Sie gaben gestern einen ihrer momentan raren Gigs zum besten. Flink, die mir als eine der sympathischsten und konstant besten Luzerner Bands in Erinnerung sind.

«Currently writing new songs», sind sie laut ihrem Myspace-Profil momentan. Gut so. Eigentlich. Im Prinzip. Doch leider merkte man auch gut, dass dieser Band der Schwung abhanden gekommen ist. Flink brachten ihre Hits wie «Well Well Well» oder «Someday Somehow», doch das waren nicht mehr die Flink, die ich von ihrer fulminanten Plattentaufe in der Boa 2007 in Erinnerung hatte. Sympathisch waren sie noch immer, leider nicht mehr so tough und wuchtig, nicht mehr so metronomgenau, wie man das von ihnen gewohnt war. Doch das kommt bestimmt wieder. Schliesslich der angekündigte Höhepunkt. Wer von Mañana spricht, meint eine der jungen Schweizer Bands auf der Schwelle zum (internationalen) Durchbruch. Konzerte in Kanada und Texas stehen an und ein Release ihres Debütalbums «Interruptions» in England (und immerhin war 2007 ein Song von ihnen auf dem Game «FIFA Football» vertreten). Noch sind sie in der Schweiz, und gestern waren sie in Luzern.

Und Mañana waren eine Wucht, ihr Sound eine Wand. Episch und hymnisch waren ihre Songs, wie man das ansonsten selten hierzulande hört. Songs zwischen Editors und Coldplay, und mit jedem Stück setzten sie noch einen drauf (und nicht eben unpassend machte der Lichtmensch vom Blitzgewitter immer regeren Gebrauch).  Manuel Bürkli an Gitarre und Gesang überzeugte durchs Band, das Schlagzeug hämmerte in elektronischer Manier und zum Verschnaufen blieb selten Zeit. Brauchte man auch nicht, denn ehe man sich's versah, war das Set zu Ende. So geht das. Mañana sind also auf dem Weg, die Staaten zu erobern. Erstmal schafften sie es gestern immerhin, die Stimmung in der Schüür noch einmal zu ihren Gunsten zu drehen. Auch nicht ohne.