Allstars in grosser guter Vielfalt

Eine Plattentaufe stand an gestern Donnerstag im vollen Südpol-Club. Am Start: Die Fünfertruppe GuyVincent. Es hat viel Eindruck und grosse Freude gemacht, was da mehr als 33 Minuten hörbar wurde an Balladeskem bis Knackig-Preschendem.
 

Ganz am Schluss folgte das Bekenntnis: «Wir sind schiissi nervös gewesen. Aber es hat sich gelohnt.»  Grund dafür war in den vorhergegangenen Minuten gar keiner sichtbar. Ging ja alles bestens. Die Zeitrechnung geht diesmal so: Neckischerweise trägt das Album ja den Titel «33 Minutes». Daraus wurden an der CD-Taufe gute 40 Minuten, ohne dass etwa durch Zwischenplaudereien gross Zeit geschindet worden wäre. Als Zugabe hängten sie noch mal 10 Minuten an («Das war die CD-Taufe, aber wir haben weitergearbeitet», so Mich Gsell). Um dann «noch ein wirklich allerletztes Stück» (Titel: «Desperate») bringen zu können.

Die Szenerie: So eine grosse Schlagzeuger- und Bassisten-, ja überhaupt Musiker- (und Musikerinnen-)Dichte gibt’s selten, wie sie am Donnerstag im vollen Südpol-Club (im Publikum) anzutreffen war. Es war ja auch eine Musikerband auf der Bühne. Will heissen eine, die man früher «Allstar-Band» nannte, mit bestandenen Instrumentalisten, Könnern und Cracks, die aus anderen Bandzusammenhängen gut bis bestens bekannt sind. Und die, auch eine statistische Auffälligkeit, «vom Land» kommen (Hinterland bis Rontal). Wo sie musikalisch alle her kommen, mal waren oder auch sind, das gäbe alleine abendfüllend Stoff für ein «Jeopardy»-Special. Hier also nur ein paar Namen (Doppelnennungen möglich): Heidi Happy, Maigold, Ringo, made in mind, Serpentine, Rudi Hayden, Coal, Sad Riders, Moë, Nadja Räss, Kubus, Blue Veins. Die Personen und ihre Tätigkeit: Michel Gsell (Mastermind, Vocals), Arno Troxler (Drums), Peter Estermann (Keyboard), Simon Kaufmann (Bass), Marc Scheidegger (Gitarre). Sie alle sind also zusammen GuyVincent, die’s seit vier Jahren gibt, die nun aber eben einen gültigen Tonträger vorlegen. Düster, wie die Bühnenanmutung mit dunklem Blau, manchmal Rot und einem nüchternen Weiss in Richtung Gesangsmikrofon, ist GuyVincent-Musik natürlich nicht. Und auch Unschärfe ist da keine. Es sind manchmal schwebende, offene Tunes, die ins Knackig-Lospreschende kippen können, wo in satter rockiger Dichte die Rhythmik clever angerichtet ist, wo Funkiges in bisweilen scharf akzentuierenden Gitarrenriffs anklingt. Dann wieder die Ruhe selbst, im balladesken «Anna», im wortlosen «Song Without Words». Oder, auch das kann der gelernte Geiger Gsell, es wird noch eine Gitarre umgehängt vom Sänger, der dann an Jeff Buckley gemahnendes Eindringliches zum Besten geben kann im Solovortrag. Alles in allem wird eine stilistische Vielfalt demonstriert, kombiniert mit natürlich Können, Herzblut und einnehmendem Songmaterial. Würden wir ein nächstes Mal getrost und gerne auch noch etwas mehr als 33 bzw. 40 und 10 plus x Minuten miterleben wollen.
 
GuyVincent: 33 Minutes (Irascible)