Alles für die Katz? – Kurzfilmnacht Tour 2011

Nach dem Motto «Alles für die Katz» folgte gestern die neunte Ausgabe der Kurzfilmnacht-Tour von Swiss Films in Luzern. Auch dieses Jahr lockte der Event mit einer sorgfältig kuratierten Auswahl von nationalen und internationalen Kurzfilmperlen.

(Von Simon Meienberg)

Wer sich gestern trotz des schönen Wetters dafür entschied, den Abend an der Kurzfilmnacht-Tour 2011 in Luzern zu verbringen, der hatte die Qual der Wahl. Der Besucher musste sich für eines der beiden vielversprechenden Programme des Stattkino oder Bourbaki entscheiden. Im Gegenzug erhielt er für nur 30 Franken, ganze dreieinhalb Stunden Kurzfilmvergnügen vom Feinsten. Beide Kinos boten eine erlesene und variantenreiche Auswahl an Kurzfilm-Themenblöcken – Tanzende Buchstaben, Filme mit bewegter Schrift oder Strange Guys, um ein paar zu nennen. Doch im wesentlichen unterschieden sich die parallel laufenden Vorführungen lediglich in einem einzigen Themenblock. Halb so wild also, wenn man sich infolge von Entscheidungsnot oder Uneinigkeit dem Gruppendruck beugen musste, die Katze wurde nämlich in beiden Fällen aus dem Sack gelassen. Nach Ertönen des Gongs strömten Jung und Alt in die Säle und füllten die Kinosessel bis auf den letzten Platz. Dann führte ein Moderator die Filminteressierten in den Abend ein und stellte bei dieser Gelegenheit die Filmemacher Elisabeth Hüttermann («Der Grosse Bruder») und Basil Vogt («Kapitän Hu») dem Publikum vor. Anschliessend folgten Kurzfilme, die mit dem Schweizer Filmpreis «Quarz 2011» ausgezeichnet wurden und «Alles für die Katz», eine Hommage ans miauende Lieblingstier der Kurzfilmnacht, die auch im hauseigenen Logo ihrem Vorbild alle Ehre macht (vergleiche mit Metro–Goldwyn–Mayer–Logo). Auffallend war die Differenziertheit der Herstellungstechniken mit denen die einzelnen Streifen produziert worden waren. Das Spektrum reichte von geformter Knetmasse bis hin zur Nintento 64 anmutenden Computeranimation («Please say something») und beeindruckte jedes Mal durch subtile Eigenständigkeit. Besonders die Filme «Heimatland» (Loretta Arnold, Andrea Schneider, Marius Portmann, Fabio Friedli) und «Die Praktikantin» sowie die tragisch-komische Geschichte eines frustrierten Strassenkaters («Kater») sorgten im Publikum für allgemeine Hochstimmung. Mit dem letzten Themenblock «Strange Guys», bei dem fünf Filmemacher wilde Kerle und kuriose Typen ins Rampenlicht rückten, erfuhr die Kurzfilmnacht seinen krönenden Abschluss. Strange waren vor allem die ungewohnten Einstellungen und Handlungen, der Fokus auf diese komischen, zum Teil bemitleidenswerten Typen. In «Le miroir» (Ramon & Pedro, Schweiz 2010) verfolgt man zum Beispiel das Leben eines Mannes vom Baby zum Greis – und das im Verlauf einer einfachen Morgentoilette. Oder die kleinbürgerliche Stube des 57-jährigen Helmut («Ich bins Helmut»), der zusammen mit seiner Frau seinen 60. Geburtstag feiert (sie hat sich verrechnet), während um ihn herum allmählich die Fassaden der biederen Spiessigkeit zum Einsturz kommen. Auch dieses Jahr war die Kurzfilmnacht geprägt von erfrischender Vielfältigkeit und Horizont erweiternden Begegnungen auf der Leinwand.