
01.10.25
Film
Am Anfang stehen die Bilder
Das Unsichtbare im Sichtbaren zeigen: Kezia Zurbrügg und Patrik Näpflin spüren filmisch jenen Dingen nach, die unbemerkt Gemeinschaften stabil halten.
Dominic Schmid (Text) und Sam Aebi (Bild)
Ein Keller, beleuchtet von einer Neonröhre. Entlang der Wände sind schlichte Holzsärge aufgereiht – solche, wie sie wohl bei einer Kremation verwendet werden. Ein Mann betritt mit einem Wägelchen den Raum, auf das er einen der Särge lädt und damit den Raum wieder verlässt. Eine zweite Person nimmt aus einem Bücherregal Buch um Buch heraus, um bei jedem den Einband abzutrennen und in eine Holzkiste zu werfen. Eine Dritte wird von einer Stimme über den Telefonlautsprecher darüber informiert, dass «der Klingler wegen der Aufbahrung in Kriens angerufen hat» – da habe es ein Nasenbluten gegeben. Das frustrierte Geräusch, das dem Mann unwillkürlich entfährt, enthält viele unterschiedliche Gefühle gleichzeitig: den professionellen Frust über den gestörten Ablauf, die unangenehme Aussicht darauf, Angehörigen mitteilen zu müssen, dass diese sich nicht am offenen Sarg verabschieden werden können, sowie ein aufrichtig empfundenes Mitgefühl, dem das aus jahrelanger Erfahrung geschöpfte Wissen, dass solche Dinge nun mal vorkommen, keinen Abbruch tut. «Post Mortem» heisst der 18-minütige Dokumentarfilm von Kezia Zurbrügg und Patrik Näpflin, der einen mit visuellen wie akustischen Mitteln Dinge erkennen lässt, die sich nur schwer in Worte fassen lassen.





