Le pop pourri

Magdi Luzern, Freitag, 6.9.2013: Luzerns Szenebeiz «Magdi» an der Eisengasse feiert, noch den ganzen September lang. Grund: 25 Jahre sind Wirt Carlos Eichmann und Barkeeper Ruedi Zimmermann hier bereits zugange. Also gibt’s viel Musik (Programmdaten ganz unten). Nach dem neuen Duo Knocked Out Rhythms (Sämi Gallati und Claudio Strebel) war nun das nicht mehr so neue Duo Langue Erotique am Werk, um nebenbei noch seine CD zu taufen.

(Von Michel H. Vaillant)

Das hat man von Mehrfachtalentiertheit: Eigentlich hätten Langue Erotique (LE) ihren Erstling längst taufen sollen. Aber dazwischen kam ein Comic-Stipendium für LE-Sänger Jean Bond aka Melk Thalmann, der monatelang Paris unsicher machte und auf subvenionierter Basis die dortige Damenwelt um den Verstand brachte. Ebendort, zu Paris haben die beiden übrigens bereits konzertiert, wobei die Gitarre, die Bond nicht mitgenommen hatte, von einem technischen Supporttross eigens von Luzern in die Seine-Stadt verfrachtet worden war (Beweisbild unten). Jetzt waren sie aber wieder da, in der Heimat. Hier haben sie im Vorjahr ihre Live-CD eingespielt, sinniger- und schlüpfrigerweise betitelt mit «A Night In Magdalena». Fast hätten sies vergessen, das Produkt noch anzupreisen, das so lange darniederlag.

Wie das Konzert zeigt, sind ein paar schöne Nummern dazugekommen. Wer sie von früher kennt, kann so gut vergleichen. Auch das «Technische», wie sicherer, solider, lockerer und etwa auch feiner bezüglich Gitarrenarbeit sie geworden sind. Wobei wir sie hier schon vor drei Jahren mit Fug loben konnten. Auch Outfit-mässig haben sie sich erneut gewandelt und verwandelt: Auto-sportive Overalls, Anzug und Krawatte, das war einmal. Aufgetreten wird neu in Edelzwirn mit einem textilen Motto zwischen Zuhälter-Gigolo und  Drogengrosshändler. Licht aus, Spot an, und schon geht’s los mit Bond und dem fingerfertigen Pianisten Rick Parker (Patrick Habermacher). Spontan finden wir zum Kalauer «pop pourri», was die Show der beiden prägend ausmacht. Früher sagte man «Medley». Es ist aber keine Verwurstung oder Verhohnepiepelung, geschweige denn ein «Dekonstruieren» oder gar Massakrieren von beliebten Melodien. Der Reiz des Titelratens bleibt, wenn sie Song an Song, Songteil an Songteil reihen. Auffällig dabei, wie LE das Franzmännische mit dem Britannesischen zu versöhnen versuchen. Manchmal wird's noch polyglotter, etwa wenn gleich zu Beginn France Galls Gainsbourg-Titel «Poupée de son» (1965) mit dem Anschlusslied «Buona sera» (Dean Martin) verknüpft wird. Iggy Pop hat es leider auch auf Platte gesungen, hier in besserer Sing- und Tonqualität: «Et si tu n’existais pas» (Joe Dassin, 1976). Oder das umwerfende «Techno»-Stück «Jean Michel Jarre», mit anspruchsvollen Lyrics erweitert. Eine schöne Überraschung, weil noch nie gehört, bietet ein weiteres Potpourri, bei dem die Beach Boys zum Zuge kommen. Nichts weniger als «Good Vibrations» wird geboten, gefühlte Vierstimmigkeit, aber nur zu zweit! Ein paar Takte Udo Jürgens dürfen's zwischendurch sein, dann kommen nach den Beatles gleich die Stones («I Saw Her Standing There», «Time Is On My Side»). David Bowie hat es ihnen besonders angetan, denn ausser «Starman» (ab «Ziggy Stardust», 1972) folgt spät als Zugabe auch noch «Space Oddity» (1969). Und so weiter im Takt, Heuler auf Heuler, Ohrwurm an Ohrwurm, Hit after Hit: «Science Fiction/Double Feature» (Rocky Horror Show), Led Zeppelin, Jacques Dutronc, Plastic Bertrand, The Sweet, The Jam, Queen, Chris Isaak – ein paar Namen, die alle auch im buntgemixten Programm zu Ehren kommen, bis am Schluss ein Ende ist. Es muss gesagt werden: Diese besondere Art Kleinkunst erschöpft sich beileibe und längstens nicht im Komischen. Da ist immer hervorragende musikalische Fertigkeit. Und viel Entertainment sowieso. Bonne route et à la prochaine! Nexter Gig: Samstag, 9.11., Bar Berlin PS: LEs Konkurrenzduo Canaille du jour spielte am nämlichen Freitag übrigens parallel im Rahmen der Museumsnacht auf der anderen Reussseite, nämlich im Staatsarchiv. Ihre nicht französisch gesungenen Chansons präsentieren Max Christian Graeff und Christov Rolla am Samstag, 5.10., im Theater Pavillon (20.h). Bzw. MC Graeff singt vorher schon mit den Morlocks ebenfalls im Magdi (27.9.).

25 Jahre Magdi mit Carlos und Ruedi, The Programm (jeweils 21 Uhr): 07.09.: Floating Chocolates 13.09.: Sam Pirelli 14.09.: Jet Turiño 20.09.: Nina Dimitri & Maja Büchel 21.09.: Sparrow Shak Ramblers 27.09.: The Legendary Morlocks 28.09.: Blind Butcher