Es rumpelt in der Wiege

In der Schüür tauft Baby Genius seinen zweiten Sprössling auf den Namen Razzmatazz. Glückwunsch, es ist ein bärtiger, schwitzender Junge.

Als Vorband bei einer fremden Plattentaufe aufzutreten ist generell ein undankbarer Job. Mehr als ein paar Kopfnicker der sich bis dato eingefunden Habenden ist da meist nicht zu holen. Die lokalen Hej Francis! hatten sichtlich Spass an der Aufgabe. Das frankophile Quintett schöpfte mit einem schnellen, tanzbaren Set das Maximum an Kopfnickern ab, und erzwang zudem den einen oder anderen Hüftschwung. So weit so gut. Dann Pause und kleinere Umbauarbeiten. Ordentlich eingenebelt beginnt Mr. Genius Ivo Amarilli mit vierköpfiger Band und zwei Cellistinnen den freudigen Anlass mit dem vergleichsweise sehr ruhigen «Before Sunrise», bevor der 3fach-Schlager und Titelsong «Razzmatazz» explodiert und die Schüür gleich mit. Damit ist die weitere Richtung des Abends dann auch vorgegeben: Die drei Gitarren rumsen und krachen, das Schlagzeug ächzt und donnert ganz gewaltig, Refrains werden gerne zweistimmig intoniert. Sowas wie langsam gibt’s eigentlich nicht, und wenn es dann doch mal etwas schwelgerischer wird, zerfetzt ein ordentlich verzerrtes Gitarrensolo das vorhergewesene und es wird wieder gerumst und gekracht und gedonnert. Achja und geächzt. Anders kann man eine solch energiegeladene Vorstellung kaum umschreiben. Und trotz Gitarrenmusik mit Soli, Yeahs und Schlussakkordhüpfern derart souverän sämtliche Klischeeklippen zu umschiffen, das ist schon eine Leistung für sich. Es ist Musik für den Moment, was die Herren abliefern, die Halbwertszeit der neuen Lieder ist eher gering. Wenn die letzte Saite geprügelt wurde, ist der Song oft auch schon aus dem Kopf verschwunden. Macht aber nichts, Razzmatazz tanzt man dort, wo’s gerade spielt. Hier essen, nicht mitnehmen. Baby Genius ist live einen Besuch wert.