Vier Super-Amis aus Indie-Mekka – The Shaky Hands im Treibhaus

Eine Band, die auf Album so versponnen und auf eine solch sympathische Art Songs zum Besten gibt, muss doch auch live Klasse sein. Und das waren sie, die Shaky Hands aus Portland. Den Support übernahmen im mediokre gefüllten Treibhaus Montreal on Fire aus Toulouse.

Diese Franzosen, immer das gleiche mit denen, sehen so ungemein gut aus und man ist immer gleich bedacht darauf, seine Freundin irgendwo anzubinden oder gleich in Schutz zu bringen. Nun gut, als Single habe ich dieses Problem nicht. Ist ja auch egal. Ihr Konzert jedenfalls liess auf weiten Strecken nicht den Schluss zu, dass das weibliche Geschlecht schwach werden könnte, musikalisch gesehen. Doch auf der emotionalen Schiene schon. Das war astreiner Emo-Post-Rock.

Ihr Sänger Adrien Broué stand hinter einer Orgel und übernahm den Part des Basses. Auch sonst übernahm er sich. Zwischen den Songs hechelte und schnaufte er wie ein Islandpony auf der Flucht vor einer Horde hungriger Gnomen. Island ist eine gute Überleitung: Montreal on Fire klingen zeitweise wie die Walhalla-Kombo Sigur Rós. Aber es ist nicht der typische instrumentale, epische Postrock, den man aus diesem Genre kennt. Da sie mit Gesang operieren, sind auch die Strukturen der Stücke diesem Umstand angepasst. Adrien Broué spielt keine Bassläufe, sondern vielmehr tiefe Drones, die den Songs ein massiges Fundament verleihen. Währenddessen die beiden Gitarristen das Delay-Gerät beackern. Zu guter Letzt setzt der Schlagzeuger einen schleppenden Rhythmus vor, den man nur zu gut von der schottischen Post-Rock-Band «Mogwai» kennt. Leider klang das Schlagzeug furchbar saftlos, oder genauer ausgedrückt: scheisse. Richtig gut klangen sie aber bei den Songs die New-Wave-ig daherkamen. Endlich herrschte Dynamik und Abwechslung. Das erinnerte mich dann ungemein an die Glasgower Band We Were Promised Jetpacks. Und das ist doch wahrlich ein Kompliment. Im Gegensatz zu Montreal On Fire war bei den Shaky Hands das Schlagzeug Dreh- und Angelpunkt der Songs. Der Bassist und der Gitarrist schauten über eine Stunde gebannt den Schlagzeuger an.

Auch die mitgebrachte Licht-Show-Ingenieurin unterstützte diese Idee und liess über eine halbe Stunde die Bühne ausleuchten, als handle es sich um eine Museumsaustellung. «Hey, kommt alle in den Treibhaus-Saal, dort gibt es vier Indie-Rock-Dudes aus dem Indie-Mekka Portland anzuglotzen», stellte ich mir Gedanklich vor. The Shaky Hands waren richtig toll. Es ist immer das gleiche mit diesen Ami-Bands. Die können spielen was sie wollen, sie haben es einfach im Griff. Verspieltheit und Eigenständigkeit gepaart mit technischer Versiertheit sind die Attribute, die auf die meisten Bands aus Übersee zutreffen. Und ihr Indie-Rock ist einfach ziemlich clever. Obwohl sie einige Songs mit Garagigen 60ies-Rock-Anleihen im Repertoire führen, sind ihre Songs zu versponnen, als dass sich ihr Sound in eine Schublade stecken lässt. Auch weht ein stetiger Hauch von Melancholie in ihrem Rumpel-Rock. Und zu guter letzt ist da die Stimme von Sänger Nicolas Delffs: Eine nölige, brüchige und kehlige Stimme, die an Conor Oberst erinnert. Ein tolles Konzert, nur Schade das sie ihren Hit «You’re The Light» nicht spielten. Doch das ist halt die Schattenseite des Indie-Rocks, die machen einfach nicht immer, was der Pöbel will. Hier noch ein kleiner Nachtrag zur Heimatstadt von «The Shaky Hands». Seit einigen Jahren gilt Portland, neben Montreal als Hotspot der alternativen Popmusik Nordamerikas. Hier einige Empfelungen von Bands und Musikern aus Portland: Alela Diane The Decemberists Menomena M. Ward Modest Mouse Stephen Malkmus and the Jicks The Thermals Yacht Casiotone For The Painfully Alone The Helio Sequence Sleater-Kinney Elliott Smith