Texanische Streicheleinheiten

Balmorhea gaben gestern im Treibhaus ein Konzert. Es war nicht das erste in Luzern, die fünf waren schonmal dort. Dank Violine, Cello und Kontrabass entstand nochmals ein mächtig tiefer Klang, der mit den gitarrentechnischen Ausbrüchen das Publikum sporadisch umhaute. Erkentnis aus diesem Konzert: Texas schön und gut, aber ein Banjo verträgt sich nur dürftig mit Post-Rock.

(Von Nina Laky)

Es war ein freudiges Wiedersehen gestern im Treibhaus. Die fünf von Balmorhea (wers aussprechen will, sie heissen: Bal-moor-ay) kannten den Luzerner Betrieb bereits und umarmten Personal und Veranstalter. Auch das Publikum bekam früh mit, dass es Balmorhea hier anscheinend gefällt. Trotzdem, dass es auch bei ihrem letzten Auftritt im Frühling hier geregnet hat. Den Herrn, die Balmorhea aber als «Vorband» mitgebracht haben, tat mir zuweilen ein wenig leid. Meryll heisst das Projekt eines wohl befreundeten Texaners, welcher mit seiner weissen Gitarre solo ein Lied nach dem anderen zum besten gab. Er war kein Virtouse auf der Gitarre, die Texte tieftraurig, die Stimme irgendwie falsch. Weniger ist mehr, ja manchmal, aber wenn weniger gar nichts ist, dann ist es halt irgendwie nur schlecht. Oder? Dann ging es relativ schnell und Balmorhea, eigentlich zu fünft, gestern aber zu sechst (dank dem Schlagzeuger von Lymyc Systym) standen und sassen auf der Bühne. Die Mitglieder arangierten sich in dreier Formationen: Die Streicher rechts in einem Kreis, die Gitarristen, Keyboarder und Schlagzeuger links. Auch Balmorhea sagen sich, weniger ist mehr. Ein spärlicher Gesang zog hie und da durch die Songs aber wenn, dann nur Vokale as und os. Ausdauernde Intros und Autros wurden genüsslich langgezogen. Man merkte,  hinter den Instrumenten sitzen top ausgebildete Musiker und Musikerinnen, die mit ihrem Cello oder Kontrabass oder Keyboard völlig eins wurden. Sie schwankten hin und her, sie standen auf und setzten sich wieder, sie wechselten die Instrumente. Doch das eine Instrument, das Banjo hätte in Texas auf einer Veranda bei einem älteren Herren bleiben dürfen. Diese momentan wieder zu seltene gehörte Mischung aus experimenteller Musik, Post-Rock, Jazz und Klassik klang am besten laut. Die Ausbrüche waren unglaublich schöne Höhepunkte, die leisen, fragilen Momente gaben hingegeben nur halb so viel her. Vielleicht liegt es aber auch an der stetigen Ungeduld des Publikums in unserer Zeit. Der Donnerstagabend im Treibhaus war ein schöner für Aug und Ohr und man fühlte sich wohl, da die Freude der Balmorheas hier zu sein, sich auf die Besucher übertragen hat. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=pXpzd3ZgeMs[/youtube]