Ein Bad in der Melancholie – Boduf Songs und To Kill a Petty Bourgeoisie im Treibhaus

Mit Boduf Songs und To Kill a Petty Bouegeosie standen gestern zwei Formationen im Treibhaus auf der Bühne, die sich ganz der Melancholie verschrieben haben. Ein Sonntagabend-Konzert an einem Montagabend. Musiker und Publikum schienen übermüdet zu sein, aber das passte irgendwie auch.

Den Anfang machte Boduf Songs. Das ist der Engländer Mat Sweet, welcher seine Alben auf dem amerikanischen Label Kranky heraus gibt und dessen Musik irgendwie kanadisch klingt. Wie auf seinen bisher drei veröffentlichten Alben hat er einen Perkussionisten an seiner Seite. Der streicht und kratzt Geraüsche aus obskuren Kleinstinstrumenten. Ähnlich wie auf Ry Cooders Soundtrack zu «Paris, Texas» entsteht so eine Wehmut, die sich nach Freiheit sehnt. Mat sweet haucht mehr als dass er singt, seine Gitarre begleitet ihn mit langsam gezupftem Fingerpicking und Geschrammel. Das schöne an seinen Songs besteht darin, dass sie eine Unmittelbarkeit ausstrahlen, als hätte er den Song gerade erst improvisiert. Somit kann er Stimmungen erzeugen, die sich nicht dem Song unterzuordnen haben. Das hat gerade deswegen mehr Authenzität als vieles aus der Singer-Songwriter-Küche. Nach einer halben Stunde war leider schon Schluss. Er sagte, dass er müde sei, da sie am Vorabend erst um zwei Uhr in der Nacht spielen konnten und deswegen fast nichts schliefen.

Das zweite Konzert bestritten die Labelmates To Kill a Petty Bourgeoisie. Auch sie haben ihr letztes Album auf Kranky herausgegeben. Und dort sind sie auch bestens aufgehoben. Das Label steht für Qualität im Bereich des experimentellen Musikschaffens. Das Quartett stammt aus Minneapolis und klingt dementsprechend auch sehr amerikanisch. Das rumpelt zeitweise wie bei Animal Collective, nur bauen sie ihre Klangcollagen höher auf. Das ergibt dann einen Sound, wie man es von Ambient-Postrock-Bands wie Eluvium oder Pan American (auch auf Kranky) kennt. Das Konzert klingt vielfach bedeutungsschwanger, mit Akzentuierung auf schwanger. Denn zeitweise schien die Stimmung im Wall of Sound zu ersticken.

Beide Konzerte waren anstrengend und zugleich sehr inspirierend. Doch gestern wäre definitiv besser Sonntag gewesen.