The Song remains – the Ladies too

Der «transilvanische Cowboy» Count Gabba (Tobi Gaberthuel) taufte gestern sein erstes Album «The Lady’s Gone. The Song Remains» in der Bar 59. Ein starker Sänger mit schmucken Songs und einer reifen Band im Rücken. Störfaktor war der Raum an und für sich – und einige ungehobelte Gäste.

Er ist natürlich ein Tiefstapler, Tobi Gaberthuel alias Count Gabba. Als er mir vor zwei Wochen anlässlich seiner eigentlichen Konzertpremiere in der Schüür einen Flyer für die Plattentaufe in die Hand drückte und lakonisch meinte, dass dann wenigstens ein paar Nasen in die Bar 59 finden. Und dann auf der Bühne gestern wieder: Mit (gespielter) Verwunderung nahm er die zahlreichen Besucher zur Kenntnis. Natürlich durfte Gabba berechtigt hoffen, dass die Bar 59 voll wird (was sie ja auch war), ist doch das Interesse gross, wenn man als langjähriger Sänger und Bassist von Meyer (siehe auch hier) eine Soloplatte veröffentlicht. Aber es macht ihn eben sympathisch – auch als er Stunden nach dem Gig, wie ein Fussballer, der eben nach dem Match vors Mik gezerrt wurde, nach Luft ringend an einem Pfosten lehnte, doch es dauerte keine Sekunde bis wieder jemand was von ihm wollte. Er sah mitgenommen aber glücklich aus. Anlass zum Konzert war Count Gabbas erste Solo-CD «The Lady’s Gone. The Song Remains» – sozusagen eine Weiterführung der Akkustiksessions von Meyer. Produziert hat das überzeugende Werk Tobi Gmür, darauf mitgewirkt haben Namen wie Claudio Strebel, Peter Gossweiler, Domi Meyer, Richard Köchli, Claudia Kienzler und Stefan Haas – von denen der Kern auch die Live-Band stellte. Am Drum ist an den Konzerten der beeindruckende Arno Troxler.

Es war ein gutes Konzert gestern, nicht so gut wie an der Premiere in der Schüür, als es mich umgehauen hat, aber Count Gabba und die durchwegs treffsichere Band überzeugten erneut. Gabba mit seinem packenden Gesang und seinem bohrenden und mimischen Blick. Die Combo mit Drum, Bass, Gitarre, manchmal Kontrabass, Banjo und Pedal-Steel und der Edel-Country-Anziehe passte optisch perfekt in den düsteren Saal mit dem roten Vorhang hinter der Bühne. (Einschub: Die Optik lehne sich an einen «abgehalfterten Adligen aus dem Geschlecht der transylvanischen Cowboys» – danke Pirmin Bossart). Das Drum und (Kontra-)Bass ebnete den Weg perfekt für die salopp, aber schön schleppenden Folk-Country-Nummern. Sparsame Gitarrensoli, Banjoeinlagen und Pedal-Steel sorgten für eine authentische Darbietung – gegen Ende des Konzerts tanzten Frauen vor der Bühne und trugen das Ihre zur guten Stimmung bei. Und Count Gabba hatte den exklusivsten Gast: Count Gabba Senior griff für einen Song zur Trompete, sorgte für einen Ennio-Morricone-Einschub und erntete den herzlichsten Applaus.

Was weniger gut war an diesem Abend: Anfangs war es nicht optimal abgemischt und die Bar 59 bleibt halt ein seltsam kühler Raum, der Funken springt selten von der Bühne aufs Publikum über. Deutlich vor Augen geführt wird einem das vor allem, wenn man den Direktvergleich zum Schüürkonzert hat. Und dann hatte es nicht Wenige von der üblen Gattung Konzertbesucher: Sie halten sich bevorzugt in Barnähe auf, reden die ganze Zeit – egal ob die Musik laut oder leise spielt – und pfeifen dann umso lauter zwischen den Liedern, grölen irgendwas gen Bühne und gehören zu den lautesten Forderern einer Zugabe. Dass es trotzdem ein gelungener Abend war, ist Count Gabba hoch anzurechnen. «On The Sidetrack Of Love Again»: 01-on-the-sidetrack-of-love-again «Burn Barcelona»: 06-burn-barcelona

 

Count Gabba: «The Lady’s Gone. The Song Remains» (Goldon/Irascible). www.countgabba.ch