Würdigende Worte, Videos und Wechselbands

Worte gabs, Visuals (bewegte Bilder) und Konservenmusik wie natürlich, im unerwartet-ungewöhnlichen Wechsel, Live-Musik zuhauf am späten und langen Abend in Sachen Tonträger-Taufe der Mehr-als-einfach-eine-Band ado. Am Samstag im Sedel. Danach war noch Disco.

Sam Pirelli, der eine Woche zuvor in Basel live und ungeschnitten vor allen Leuten in einer Plauderrunde auf Radio DRS 2 («Achtung Kultur!») sein mutiges Pro-Caterina-Valente-Statement bekenntnishaft offenbarte, machte die Drohung in seiner Psycho Radioshow wahr. Akustische Verblendung hin oder her – zur Einstimmung des Kommenden gabs im Sedel-Club unter anderem eben auch: Caterina Valente. Dann, Perücke 1 auf, kam an die Reihe: eine an die Vernissagengäste gerichtete Laudatio auf das Kreativkollektiv ado, eine Art schwurbel-parodistisches Wort zum Sonntag zur Kunst und zur Sache an die versehrte Gemeinde. 17 Jahre treibens ado schon, jetzt erst kams zur Debüt-CD-Premiere. «How Deep Is The Ocean» nennt sich das tiefgründige Teil mit Musik drauf. Dass sie auch anders können und gern tun, belegte für die Jüngeren ein Videomüsterchen vorab: Wie die Magdi-Bar einst durch ado installativ-performativ in einen veritablen, die Laufkundschaft verwirrenden «Erotiksalon» verwandelt wurde. Der Startruf «ado!» aus Moderators Munde war verfrüht (und natürlich gespielt). Denn rechter Hand legten, nachdem der alles verhüllende schwarze Bühnenvorhhang aufgezogen worden war, Lem Phago los. Trio-Indie-Postrock-Jazz reinsten Grooves. Die «Vorband» blieb keine, denn das Konzertkonzept des Abends war, dass da die eine Band spielte, dann die andere, und wieder vorn vorn. Ein Wechseldoppelkonzert. In der Mitten, Vorhang auf, ado in Quartett-Stärke, gitarrenlastig (2), gelegentlich gar «Orgele!», Aufgezeichnetes: Felix Schärer, René Bucher, Joe Stefano (v.l.r.) und Sämi Hofmann (hinten) demonstrierten konzertant ihr stilvielfältiges Schaffen, wo sich in einem NDW-angehauchten und eben hochdeutsch gesungenen Song Peter später noch in die Disco aufmacht, wo es sphärisch-schlierig zu und her gehen kann, wo Krautrock- und Psychedelica aus der rockhistorischen Vergangenheit einander heute guten Tag sagen, wo es geradeaus leicht punkrocken kann. Die Musik allein war schon was, wer genau hinguckte, konnte von Set zu Set auch einen partiellen Tenü-Wechsel (Hosen, Shirts) beobachten. Und wieder Visuals: Zum Titelsong zu sehen waren bewegte Bilder aus den Untiefen des Ozeans mit unidentifizierten Schwimmobjekten. Apropos Tiere: Solche müssen sterben, damit es Schellackplatten gibt. Bzw. natürlich gab, einst, in grauer Vorzeit. Wer am schnellsten wusste, woraus das Material für die frühe Plattenart besteht (nämlich aus toten Tieren bzw. dem Sekret von vermutlich zu Tode gekommenen ebendiesen: Läuse), gewann in einem volkspädagogisch wertvollen Showteil, angerichtet von Conférencier S.P. in Stallmeister-Kluft, eine der drei (in Zahlen: 3) Vinyl-Ausgaben von ado-Musik. So wars. Alles andere als much ado about nothing, wie die Shakespearianer sagen.