Weiter Weg von «Whole Wide World» - Wreckless Eric und Amy Rigby im Treibhaus

Wreckless Eric – britische Musiklegende und Stiff-Records-Veteran – beehrte mit seiner Partnerin Amy Rigby das Treibhaus. Ein verblüffend ruhiger, fast versöhnlicher Abend.

(Von Sam Pirelli)

Viel Bier ist die Themse runtergeflossen, seit Wreckless Eric a.k.a. Eric Goulden 1977 mit «I’d Go The) Whole Wide World» in England und international für Furore sorgte – an Bass und Gitarre Nick Lowe, am Schlagzeug Ian Dury, beide ebenfalls bei Stiff Records, jenem Label, das so massgeblich zur briteschen Pop- und Rockrevolution Ende Siebziger, Anfang Achtiger beigetragen hat. Eine von vielen Pausen und grossen Alkoholproblemen geprägte Laufbahn folgte; möge auch der grosse kommerzielle Erfolg ausgeblieben sein, viel beachtet blieben Erics Alben allemal.

Nach Entzug und Neuorientierung ist der geläuterte Rocker nun mit Partnerin Amy Rigby, auch sie in der Singer/Songwriter-Szene von solidem Ruf, auf Tour, und die führte ins schöne Treibhaus nach Luzern. Nur wenige fanden den Weg in Luzerns bestklingendes Konzertlokal, die daraus resultierende Intimität aber war der Vorführung durchaus förderlich. Wreckless Eric (WE) und Rigby singersongwritern auf wunderbarste Art, mit steitg wechselnder Instrumentierung. Begonnen hat der Vortrag mit Rigby an einer zwölfsaitigen Danelectro und WE am Fender-Bass, beim nächsten Song wechselte Rigby zur akustischen Gitarre, beim übernächsten spielte WE zu dieser mit einer schönen halbakustischen Guild, dann wieder setzte sich Rigby ans E-Piano. Gelegentliche Samplings, die unaufdringlich ab Laptop kamen, vervollständigten die Klangwelten. Und die waren reichhaltig – sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzte Effekte erweiterten die ohnehin grosse klangliche Varianz der Instrumente, und der in jahrelanger Zusammenarbeit perfektionierte zweistimmige Gesang liessen einen vom Boden abheben.

Alles hatte man erwartet, betrunkenen Krach, überlaut heulende Gitarren, solchen Wohlklang ab nicht. Nur gelegentlich blitzte etwas von der alten Wildheit auf, wenn WE die Guild leicht auf den Amp reagieren liess und am Boden knieten die Effekte bearbeitete. Immer aber überwogen die Vollkommenheit des Zusammenspiels und die Freude am Auftritt: kein Word über die Spärlichkeit luzernischen Erscheinens, dafür lange und witzige Berichte aus WEs Biografie, Anekdoten, Schilderungen des Lebens in Frankreich und so weiter.

Einzig zu den Texten kann hier nicht viel gesagt werden: WEs Akzent ist dick, wer Cockney nicht gewohnt ist, hat schon bei der gesprochenen Sprache Verständnisschwierigkeiten, und der etwas gitarrenlastige Mix erschwerte es zusätzlich, den Worten wirklich zu folgen. Einzig die Ansagen zu den Liedern halfen weiter – und wenn Amy Rigby sang. Ihre Reime waren von exquisiter Brillanz, häufig entsprachen sie nicht dem Verlauf der Strophe, was zu einer Art spielrischen Polyrhythmik zwischen Sprache und Musik führte. Fürwahr eine Freude.