Was macht die Zeit mit den Alben? [#10]

«From Lausanne Switzerland» von Favez (2001)

Das Erinnerungsvermögen

An Songs erinnere ich mich kaum. Nur an «Don't let the Riot in». Der hatte es mir angetan. Dafür erinnere ich mich prima an den Sound und alles: 90er-Rock und Punk-Rock mit Kraft. Ein Sänger, der nie wirklich, aber immer fast schreit, oder sagen wir sehr eindringlich, manchmal fast flehend singt. Lustig: Ihre Musik kam mir zwar bekannt vor, aber wenn ichs mir recht überlege, kommt mir keine richtig ähnliche Band in den Sinn.Dover, Faith no More, Smashing Pumpkins, Pearl Jam, Bad Religion, Nirvana. Alles verwandt, aber nichts passt recht. Favez sind halt eine recht eigenständige Band.

So. Jetzt CD.

(Von Dr. Knobel)

«The Ages of Wonders»

Sie kommen gleich zur Sache. Es ist wie wenn man auf einen fahrenden Zug aufspringt. Alles ist schon in voller Fahrt. Enthusiastisch prügeln sie drauf los. Der Text ist nicht sehr eindeutig, aber ich glaube, er sagt: «Die alten guten Zeiten kommen wieder.»

«Someday All This Will Be Mine»

Eine einsame Gitarre, dann der Rest. Langsame, harte Musik. Dann ein Stopp. Ah! Das war nur ein Intro. Jetzt weit weg und durchs Megaphon Gitarre und Gesang «I spend hours in your taillights on the highways on your mind» und dann Gitarren-Orgel. Dieses Lied sagt: «Du warst mein Vorbild und ich hab dich überholt und jetzt bin ich jemandes anders Vorbild.»

«Show Me How To Groove»

Die Musik ist ähnlich wie bei den ersten beiden Liedern: Sehr verschiedene Teile lösen sich in recht unvorhersehbarer Reihenfolge ab, oft wird der Rhythmus halbiert und wieder verdoppelt und wieder halbiert und wieder verdoppelt und wieder halbiert. Wahrscheinlich könnte eines dieser Teile durchaus auch mal das Lied wechseln und würde sich auch dort zuhause fühlen. Was man aber auch sagen muss: Alles hervorragende Teile. Der Text ist jetzt mal etwas eindeutiger: Herr Wicky singt, er habe viel erlebt und sich verändert und dadurch die Punkszene verraten aber er scheint mit sich im Reinen zu sein. Ja die Punks, die fühlen sich aber auch schaurig schnell verraten. Ich erinnere mich... ...nein das gehört jetzt nicht hier hin.

«Dont Let The Riot In»

Ein unglaublicher Song, der lauteste Song der Welt. Vor allem die Schlagzeugstöcke tun einem leid. Dieses mal ziehen sie ihren langsamen Favez-Rhythmus, der so schnell fährt, durch. Der Text besteht vor allem aus dem Songtitel, dafür wird er uns wirklich ans Herz gelegt.

«Chasing Honestly These Days»

Jetzt nehmen sie das Tempo mal ordentlich rauf. Schöne Gitarren. Der Text handelt von einer Beziehung zwischen einem Sohn und seinem Vater (Chris Wicky ist der Sohn). Das Verhältnis ist schwierig, der Sohn fühlt sich nicht für voll genommen. Aber so richtig eindeutig ist dieser Text auch nicht.

«It Rains like Hell»

Das erste sanfte Lied dieser Platte. Dafür ist der Text für die Person, an die er sich richtet, kein Kompliment. «...every time you`re here, it rains like hell, but the day you leave it turns out well». So gelesen, klingt das recht lustig, aber Herr Wicky singt das nicht lustig.

«Son of Steve Mcquee»

Ein lockeres, fetziges Lied voller schneller Autos und Flughäfen.

«I Brake For No One»

Der Text ist dem «Egoist» von Falco recht ähnlich, aber er ist natürlich englisch. Die Musik ist nicht so ähnlich, die Musik klingt ein bisschen nach Favez.

«Come On Give Me A Smile» (Sunshine Reggae (nein, nein - nur ein Witz))

Ah. Ein Frage-Antwort-Spiel von zwei Gitarren. Spannend, sagt der soziokulturelle Animator in mir, aber dann sperren wir ihn zum Punk-Hund ins Getränkelager. Ich erinnere mich einmal im Sedel... ...nein, nein. Das bereden wir ein andermal.

«Live From Killby Curt»

Ein Lied mit Speck, mächtig und kurz.

«Memories Of The Ones We Hate The Most»

Eine einsame Favez-Gitarre schnurrt vor sich hin, dann kommt die Band dazu. Obwohl sie ordentlich losdreschen treibt dieses Lied nicht, dafür ist es schlicht zu langsam. Zur Begrüssung des Gesangs gehts noch mal runter auf die einsame Gitarre, dann wird das Lied irgendwie traurig.

«Trobled Life Blues Lyrics»

Wandergitarre und Stimme: «I ain`t got no money and your friends think I`m funny». Jaja.

So jetzt gehen wir nach Zürich Flughafen und fliegen mit American Airlines nach LA ins Jahr 1991. Der Flug dauert 19h 5m und wir müssen in New York umsteigen.