Unstern, unstet.

Hans Unstern & Band beehrten das Treibhaus! Poppig-dissonant, fragmentarisch lyrisch, im Schummerlicht eines inszenierten «Kellerverlieses». Wie's war, hier:

Es gibt Nächte, da enttäuschen einen gar nicht eingetroffene Befürchtungen. So beim Konzert von Hans Unstern & Band im Treibhaus, angerichtet von Newfoundland.  Was ich als als eines DER grossen Konzerte dieses Jahres vermutete - 200 Leute, das Haus zum bersten voll, endloses Anstehen an der Bar - erwies sich als Geheimtipp, bei dem sich im - gestuhlten (!!!) - Konzertsaal zwischen dreissig und vierzig Menschen einfanden. Den Support machte Karoline Schaum aka Karo mit fabelhafter Stimme und vielen Loops, vor einem weissen Vorhang. Erst fand ich's ziemlich langweilig und belanglos, später, als ich nach einiger Anlaufzeit in Karos Klangwelten ankam, war ich sehr fasziniert. Gut komponierte und interpretierte Singer-/Songwriter-Stücke, bei denen bei allem Schönen und Guten, bei aller heimeligen Verlorenheit in den Melodien, der Teil fehlte, der nicht austauschbar ist. Irgendwie hätte da irgendwer auf der Bühne stehen können, mit Talent und Stimme. Ganz anders Unstern, der an einen unsteten Kobold erinnerte. Zwar kam ich zur Erkenntnis, dass ich seiner Musik lieber alleine oder zu zweit in einem abgeschiedenen Raum lausche, aber dieser charismatische Mann und seine Songs haben auch live einen immensen Reiz. Begonnen mit «Tief unter der Elbe», das der Barde mit Gitarre und Mundharmonika ebenfalls vor dem weissen Vorhang zum Besten gab, und obschon es - das gilt für alle Stücke - sehr ähnlich klang wie in den Aufnahmen, schien es zugänglicher, weniger sperrig. Der Vorhang fiel und Unstern spielte mit einem Kopierer und seinem Kopf herum. Projektionen an die Wand. Dazu rezitierte er einen Text, der in «Anglet» überleitete. Danach «Endlos Endlos» im schummrigen Licht, was mich irgendwie romantisch stimmte. Danach anderes. Danach doch ein Ende. Aber hört selber & lest selber ... Runter mit den Rollladen. Zurück unter die Decke. Augen schliessen & den inneren Film laufen lassen ... (Siehe dazu auch den Beitrag auf den Musikseiten in der Oktobernummer des Kulturmagazins.)