Trunkenes Fernweh

Nach einer rundum gelungenen Plattentaufe in «Luzerns charmantester Spelunke», der Reussfähre, gaben Bloody Freddie am Samstag ihre melancholischen Songs bei unserem Lieblingmarokkaner, dem Barbès zum Besten. Zeit, für unseren Kritiker Luc Häfliger, sich umzulauschen.

(Von Luc Häfliger)

Als die Musik ertönte, meinte man den Geruch eines von Tränen und Bier durchtränkten Seemanns wahrzunehmen, der in einer einsamen Gasse ziellos umherstreift und hoffnungsvoll die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Tages erwartet. Soviel zum ersten Eindrucks eines ebenso bierdurchtränkten wie wehmütigen Ichs, das mit glasigem Blick die Band Bloody Freddie betrachtete, sich auf einem Barhocker niederliess um zu lauschen, in einem Sauerstoff beraubten Barbès. Ausgerüstet mit Piano (Marc Moscatelli), Violine (Stéphanie Scalbert), Cello (Lea Hofer), Gitarre (Markus Meier) sowie der melodisch düsteren Stimme von Leadsänger (Thomas Büchi) spielten sie Songs, die die Zuhörer auf stimmungsvolle musikalische Wege hinunter in den Keller führten, um sich mit noch einer Flasche Wein zu betäuben und das Elend obsiegen zu lassen – und nur um sie  im nächsten Moment wieder auf die Strasse zu reissen, den eisernen Willen im Gepäck, das Glück in der Ferne zu suchen. In etwa so fühlte ich mich während den ersten drei Songs. Gespannt auf mehr, besudelt mit Selbstmitleid. Doch dann sattelte Pianist Marc Moscatelli sein Knie und liess ein Akkordeon einen mal gemächlichen, mal wilden Ritt vollbringen. Richtung Mittelmeerküste, die Sonnenstrahlen im Gesicht. Unterstützt von sehr soliden, auf engem Raum spielenden Streicherinnen, einer mal kratzig sich übergebenden, dann gekonnt lieblich gespielten Gitarre und der manchmal ein wenig gedrückten, doch alles in allem sehr passend eigebetteten Stimme des Leadsängers Thomas Büchi, geleiteten sie die Zuhörer frisch durch den Abend. Obwohl nicht sehr innovativ, war es doch sehr schön den Damen und Herren zu lauschen. Die Augen zu schliessen und sich treiben zu lassen. Sehr zu empfehlen.