Schön Schmiiriges & jede Menge Träsch-Metall

30.3.2012. Die Schüür war am Freitag auch eine Beiz, wurde das Konzertlokal doch glücklicherweise wieder Teil des Honky-Tonk-Beizenfestivals. Die erste Band haben wir verpasst, aber dann: D’Schmiir aus Baasel und die ebenso unvergleichliche wie -verwüstliche Friedli & Fränz Kilbimusig, wieder mal aus ihrem Reservat entlassen, um in der grossen Stadt dem Publikum (auch viele Schüür-Novizen darunter) tüchtig einzuheizen.

(Von Pablo Haller (nach Diktat verreist) und Howe Schwarz-Gelb)

«Wahrscheinlich hat man mehr davon, wenn man sich d’Schmiir anschaut, als wenn man The Police jemals live gesehen hätte», schreit einer einem anderen ins Ohr. Wahrscheinlich hat er recht. Die drei Schmiirläppe um Sänger Oberschtingg (die Band scheint um einiges jünger als der Frontmann) haben es drauf. Sie spielen Coversongs der britischen Band The Police, phonetisch eingebaslerdeutscht. Aus «Truth Hits Everybody» beispielsweise wird «D’Ruth schwitzt in der Badi». Oder so: «Born In The Fifties» ergibt in der phonetischen Anverwandlung dann «Morn in dr Zytig». Nicht zu verschmähen auch: «Ferie in Sedrun» («Walking On The Moon»), wunderbar auch «Du Studi du, di Bla Bla Bla» («De Do Do Do, De Da Da Da»), «D’Bänd macht Muusig» («Can’t Stand Losing You») 1993 nahmen D’Schmiir eine CD auf, worauf sich prompt das Management der Originalband einschaltete und sie (die CD) einstampfen liess. Die Aufnahme ist heute eine gesuchte Rarität (wir haben eine). Worans gelegen haben mag, dass Sting das helvetische Äquivalent nicht mochte, weiss der Kuckuck. An der Qualität bestimmt nicht. Die ist total genial, ja beinahe perfekt. Diese Gitarrenläufe. Diese Stimme. Und dazwischen herrlich-humoristische Ansagen: «Wie sagt man Zungenkuss auf Baseldeutsch? Fahnenübergabe!» Oder: «Wir sind die, die euch Tamiflu zweimal verkauft haben.» Das zweite Set könnte man ein wenig besser zusammenstellen, gegen Schluss folgen einige eher lahme Songs aufeinander, bis das Konzert in einem umgedichteten «Louenesee» (Span) und letztendlich im vielseitig geschreiwünschten «Salami» («So Lonely») mündet. Und die Bühne frei ist für die Entlebucher Haudegen von Friedli & Fränz Kilbimusig. Die haben übrigens «Louenesee» auch gecovert: «Ech ha de Louener gseh ...» (im Kino z Auerheilige in Bärn). Friedli & Fränz (sind alle verwandt) covern auch d’Schmiir im hörbaren Fall von «Salami»: «So Lonely» bzw. «Salami» wird bei den Äntlibuechern zu «E Loui», wobei sie den Naturkatastrophen-Song von Police kombinieren mit Bob Marleys «No Woman, No Cry».

Die «Taliban der Volksmusik» (Selbstbeschrieb) haben jetzt auch adrette Go-Go-Girls im Bühnenprogramm. Die können Vorsänger Herr Sprengmeister Clanghagen (The Artist formerly known as der Junge von der Bushaltestelle) als Krankenschwestern zum Mikrofon geleiten, als Dirndl-Derwischinnen rumzwirbeln, im Fall von «Rasemäier» (My Chemical Romance) choreografieren die beiden trefflich die Zeilen: Bigott, i pack di vo hinde / lah di nümme la ga / stoss' di füre und zrugg / quer düre Garte im stah / i lah di la dröhne / la süüfze und stöhne / würd am liebschte au Tag, jaja Um dann auch noch im Military-Look schwer bewaffnet mit Holzgewehr aufzutreten oder handaufgeblasene Gummigitarre zu spielen. «Haubi Eis» spielen sie viel später. Am haubi haben sie erst begonnen. Eineinhalb Stunden und (für uns) drei Sinalco lang rocken sie dem Teufel ein Ohr ab, was alles ihre Präferenz für das Hardrockige belegt: Hinter dem Ur-Äntlibuecher Liedgut stecken nämlich Original-Songs von Black Sabbath, wiederholt AC/DC («Immer wemmer hei wei, wird’s hell»), «WK 64» wäre dann imfall nicht von Polo Hofers «Summer 68» geklaut, sondern ursprünglich natürlich von Bryan Adams («Summer of 69»). Aber auch die Country-Affinität pflegen die Landbuben aus Schüpfheim-West und aber auch Entlebuch-Ost (sowie auch Hasle-Süd). Der Titel: «Ring@Eier» von June Carter und Merle Kilgore. Lustig und schön laut wars. Wir hoffen, dass die Friedlis & Fränzen diesmal das Schlagzeug vor der Heimfahrt ins heimatliche Reservat nicht im Schüür-Warenlift vergessen haben, wie auch schon geschehen. Bis zum nexten Mal – «eis, zwöi – Kafi Träsch!»