Same procedure as every time

Luzern, 2. Februar. «Zweierleier» live mit Birgit Steinegger und Walter Andreas Müller im Kleintheater. Die 28-jährige Traditionssatire des Radio DRS feiert ihr Ende auf der Bühne.

Die zwei Dinosaurier der Schweizer Politsatire sitzen an einem Tischchen mit Blumensträusschen. Ihre Köpfe sind tief geneigt, versunken in den Text, der wegen seiner Länge zu einem stattlichen Buch gebunden wurde. Das Konzept dieser Produktion ist unmissverständlich. Als «Radio fürs Auge» kündigt Moderator Flurin Caviezel die Veranstaltung an, in der die besten Sketche und Parodien aus einer fast 30-jährigen Rundfunkkarriere auf der Bühne nochmals aufleben sollen. Vor jedem Sketch wird zuerst die dazu passende Meldung aus dem Archiv des DRS 1 eingeblendet. Und auch sonst scheute man den Aufwand nicht, das Radiofeeling zu vermitteln - eine «On Air»-Digitalanzeige wurde an der Decke angebracht. Dieser Rahmen vermag allerdings nicht darüber hinwegzutäuschen, dass auch eine Birgit Steinegger und ein Walter Andreas Müller auf der Bühne einfach besser funktionieren würden, wenn anstatt der Textblätter, das Publikum öfters in den Genuss der Mimik der beiden Kabarettisten käme. Natürlich muss aber auf WAMs und Steineggers phantastische Darstellungen von Blocher, Leuenberger, Calmy-Rey und Co. nicht verzichtet werden. Gerade in diesen Paraderollen vermögen sich die beiden Akteure am leichtesten über die gedruckten Skripte zu erheben, kommen weg vom Radio und fangen auf der Bühne an zu leben. Streckenweise entsteht der Eindruck, «Zweierleier» sei mit seiner doch eher verminderten Zündkraft und langsameren Gangart verstaubt, der Zeit nicht mehr entsprechend. Dem gebieten die zwei Urgesteine aber immer wieder Einhalt mit spritzigen Ideen und einer zweifellos überzeugenden Umsetzung. So besticht beispielsweise die Beerdigung des Bankgeheimnisses mit Walter Andreas Müller in der Rolle des Pfarrers als urkomische und bitterböse Inszenierung, ein Trauergast kann sich die Bemerkung «det hine hocket de Köppel, dä dete, wo sich s Pochettli vollhület» nicht verkneifen. «Zweierleier» hat zwar nun ausgeleiert und wird ersetzt durch ein neues Format auf DRS 1 mit Gabriel Vetter. Steinegger und Müller werden aber wohl nicht so schnell von der Bild- und Tonfläche verschwinden. Dieses Duo kann es sich scheinbar ohnehin leisten, an seinem eigenen Brauchtum der Komik festzuhalten und auf die «modernen Hörgewohnheiten» wenig Rücksicht zu nehmen. Das grösstenteils mitgealterte Publikum liebt die beiden nach wie vor heiss. Schliesslich gehören sie zur Schweizer Satirelandschaft wie «Dinner for One» zum Silvester und sind damit längst Tradition. Wollte man die Tradition verändern, wäre es ihr Tod.