Professor Bienlein à-gogo

Jürg Kienberger, Theatermann Christoph Marthalers Hausmusiker seit einem Vierteljahrhundert, präsentiert als Premiere im Kleintheater sein neues, zweites Bühnensolo. Dabei ist er auf die Biene gekommen, wies schon im Titel heisst: «Ich Biene – ergo summ». Höchst philosophisch, aber auch ganz erdverbunden. Natürlich mit viel Musik garniert. Regie führt des Künstlers Ehefrau Claudia Carigiet.

Das gibts gleich gratis dazu: Das Vorprogramm mit dem als Jay Kay Wäschpi verkleideten Herrn Kienberger, der auf dem kabellosen Alleinunterhalter-Keyboard ein Medley einschlägig bekannter Mundarttitel vorträgt. Wäschpi im Feelgood-Hippie-Look ist gekommen, «um euch soft einzurocken». Mit –Achtung! – Polo, Florian Ast, Stahlberger oder Göla. Dann gehts los (Wäschpi wird noch, wie wir per Videoübertragung erfahren, in der Garderobe von einer Horde weiblicher Groupies umschwärmt). Geboten wird «ein Vortrag mit Bildmaterial und Tonmaterial», und um die Wartezeit (auf ein neu eintrudelndes Bienenvolk nämlich) zu verkürzen, gibts zwischenhinein vom begnadeten Instrumentalisten und aber auch Sänger Livemusik. Zu idyllischen Elsässer Gartenvideobildern käme da etwa der unsägliche One-Hit «Lemon Tree» zum Zug. Kienberger weiss viel über das Leben und Sterben der Biene. Etwa über die vielen verschiedenen Berufen, die eine einzige Biene in ihrem viereinhalb Wochen dauernden Leben ausübt (inkl. «Glühbiene»). Grossartig, wie er im Radio beim Sendersuchen «zufällige» Songs auf dem Flügel mitspielt. Dann kommt die Sendung von einem Professor von Frisch (aus dem Jahr 1958), Gelegenheit, um das Referierte pantomimisch-tänzerisch umzusetzen (Stichwort «Schwänzeltanz»). Bös ins Flunkern kommt der grundsätzlich seriös-verlässliche Vortragende bei der (mit Bilddokumenten belegten) Geschichte mit seinen TNT-Bienen: Besser als Hunde können sie am Zoll Sprengstoff erschnüffeln. Herr Kienberger hat sie gut abgerichtet und durchnummeriert von 1 bis 29.

Hätten wirs gewusst? Also sein Bienenvolk daheim in den Wänden der Garage summt in B-Dur, in aufgeregtem Zustand kann es bis C oder Cis gehen. Während eine Beobachtung der audititiven Art für Bienen in Südfrankreich schon mal ein A vermerken kann. Oder dies: Stadthonig ist ziemlich okay, denn Bienen können Autoabgase filtern, «Pestizide leider nicht». Von grosser Köstlichkeit die Darbietungen im Zusammenhang mit dem tödlich verlaufenden Hochzeitsflug. Nur einer, der erste, schafft die Begattung in the air. Dazu braucht es allerlei Vorbereitungen, um nicht zu sagen: Training. Zu den einstudierten Schlachtgesängen gehört «Sexbomb». Solche Sachen und vielerlei mehr erfahren wir im didaktisch wertvollen Soloprogramm von Jürg Kienberger, der zum Schluss, nachdem er bisher schon wiederholt in die Kopfstimme (Falsett) gewechselt hat, wunderbar zur Glasharfe intoniert. Es ist bei «Ich Biene – ergo summ» nie Klamauk, in den das Komische kippen könnte. Dazu ist Kienberger zu verhalten-subtil, ganz zurückgenommen seine Verschmitztheit. Als Ganzes kommt es luftig-leicht, mit dezenter Ernsthaftigkeit daher, nie wird es schwer, und es bleibt keineswegs nur flüchtig.

Kleintheater, weitere Aufführungen in Luzern: 15., 17., 18. September, 20 Uhr