Newfoundland findet norwegische Neo-Indianer

Wenn auch Newfoundland nicht immer zu den gänzlich erfolgreichen Programmgruppen zählte, dann doch wenigstens zu den zuverlässigen. Regelmässig wird nennenswertes Frischfleisch fern ab der schweizerischen Grenzen nach Luzern geholt. Mutig, dies auch an einem hässlichen Sonntagabend zu tun: John Caroline und Team Me im Treibhaus.

(Von Nick Furrer)

John Caroline ist eine jener Vorbands, die richtig Spass machen. Die Badener tourten mit Team Me durch die Schweiz und beehrten das herbstliche Treibhaus mit exotischen Soundhäppchen. Endlich denkt eine Synthie-Band mal über die Viertelnote hinaus! Die Rhythmus-Truppe, zu der auch Sänger Julian Bela zählt (Ein verloren gegangener Schlagzeuger?), beweist, dass es mit der Tanzmusik auch anders geht. Ohne auch nur einen Off-Beat zu verheizen, zuckte das Bein zum tropischen Korea-Pop, wie es die Band selbst nennt, während man fröhlich raten konnte, welche paradiesische Vogelart der tanzende Cellist wohl imitierte. Frisch wie Vampire Weekend, fliessend wie Yeasayer – diese Jungs sollte man sich zu Gemüte führen, schon nur der guten Laune wegen. Team Me folgte. In einer Zeit, wo das nächste noch grössere Ding das nächste grosse Ding jagt, schreckt der vorauseilende Ruf der jungen Norweger eher ab. Das Internet vergleicht die Jungspunde um Marius Drogsas Hagen mit den schwedischen Nachbaren Shout Out Louds. Auf seichte Popnummern hätte ich heute gerne verzichtet. Die sechsköpfige Truppe zierte ihren Arbeitsplatz mit dreiecksförmigen Stofffähnchen. Waren die selbstgemacht? Irgendwie sympathisch und trotzdem – der mit den farbigen Fähnchen ist doch langsam aber sicher ausgeleiert. Gelbe und blaue Federn krönten die Strubelfrisuren. Wenn das die Indianer wüssten! Die Instrumente wurden mit Leucht-Gaffa verunstaltet. Sogar der trommelnde Gitarrenmann fehlte nicht. Hier, jedem noch sein Mikrofon und jetzt im Neo-Hippie-Chor: «We love you Lucerne!»

So schlimm war es dann aber nicht. Der Bass spielte schön seine Achtelnoten, die Rhythmus-Einlagen und dynamischen Ekstasen kamen im richtigen Moment. Sogar die fünfstimmigen Passagen zeigten, dass es jedem der Band ernst war. Ich merkte, dass hier etwas mit Leidenschaft getan wurde, obschon ich die angepriesenen Gefühle nie richtig spürte. An die hyperaktive Sängerin und Keyboarderin (ich wusste gar nicht, dass man den Mund beim Singen soweit aufreissen kann!) hatte ich mich mittlerweile gewöhnt. Ich fand irgendwie gefallen an den kindischen Lyra-Melodien und am aalglatten Sound, wofür grösstenteils der eigens mitgebrachte Tontechniker verantwortlich war. Zusammen mit den Kinderfotos auf ihrer Webpage und dem niedlichen Artwork der EP zeichnete die Produktion einen unmissverständlichen, guten ersten Eindruck. Die Band verfügt über einen überdurchschnittlich guten Sänger und überdurchschnittlich gute Songs. Auch die solide Bühnenleistung müssen ihnen Gleichaltrige erst einmal nachmachen. Am Schluss hüpfte das halbe Treibhaus, der Montagmorgen war vorübergehend vergessen. Was wollten wir mehr? Ob Menschen Team Me wirklich zum nächsten grossen Ding machen, sei dahingestellt. Es wäre ihnen zu gönnen, denn sympathisch waren sie allemal, die Norweger.