Never mind the Dixie Dicks ...

Die Kummerbuben und Trummer haben beide neue Alben veröffentlicht. Gestern Abend präsentierten sie deren Lieder zum ersten Mal im Südpol Luzern. Mit unterschiedlichem Erfolg.

Um an die Kritik von Christoph Fellmann, der vor einer Woche im Südpol das Hanne-Hukkelberg-Konzert reviewte, anzuschliessen: Ja es gab sie. Diese schönen Barkonzerte in der Boa, die man spät und betrunken wieder verliess. An einem ebensolchen spielte vor Jahren die Band Dean Moriarty & the Dixie Dicks ihre Tom-Waits-Covers und bereits ein, zwei alte Schweizerlieder – «Mis Härz» blieb mir in melancholischer Erinnerung. Diese wilde Horde hat sich jetzt anscheinend ne Namensänderung verpasst und ist in den Keller der Schweizer Volksmusik gestiegen und auf weitere vergessene Perlen gestossen. Die Kummerbuben haben die jahrhundertealten Songs kräftig aufgemöbelt, schmissen sie aus dem Fenster, hämmerten drauf rum, verhunzten sie zünftig, oder beliessen sie in ihrer Schönheit. Und das alles meilenweit entfernt von Hudigägeler oder Hurrapatriotismus. Die meisten Lieder handeln vom Saufen, dem Spiel- oder Liebespech. Der Titel des Debuts ist bezeichnend: «Liebi und anderi Verbräche».

Das zigeunerhafte, rummelplatzrumplige Tom-Wait-Flair hat die Band behalten. Auch die Moves des Sängers Simon Jäggi sowie die Sprüche über ihren balkanesischen Akkordeonisten Mario Batkovic sind die selben geblieben. Alles in allem ist das gut, unterhaltsam und fätzig so. Die grosse Halle war auf jeden Fall nicht schlecht gefüllt und – anders als bei Trummer – sass das Publikum nicht bloss auf der Tribüne rum, sondern tanzte ausgelassen. Das neue Album der Kummerbuben hört übrigens auf den Namen «Schattehang» und ist wärmstens zu empfehlen. Positiv aufgefallen ist auch die Aufhebung des Rauchverbots im Konzertsaal, doch dies nur by the way. Und ja, ich sass während des Konzerts von Trummer, der mit seiner Band Songs des neuen Albums «dr ganz Wäg zrügg» spielte, grösstenteils draussen an der Bar, da es inspirierender ist, dem freundlichen Personal bei der Arbeit zuzuschauen, als sich ein weiterer Patent-Ochsner-für-Arme-Verschnitt mit Triviallyrik über die Alltagsmelancholie anzutun. Doch auch dies nur by the way.