«Nach dem Regen», die Traufe war vorher

Luzern, 7. März. Die Spielleute luden zu ihrer Premiere des Stückes «Nach dem Regen» im Theaterpavillon. Regisseur Simon Ledermann wagte es als erster das Werk des katalanischen Dichters Sergi Belbel in Mundart aufzuführen.

Bilder: Felix von Wartburg/zvg)

Von der Bühnendecke im Theaterpavillon tropft zum Schluss der erlösende Regen, Ventilatoren hauchen dem Publikum ein Lüftchen um die Ohren. Aber der Funke, der will trotzdem nicht so recht rüber springen vom Dach des Wolkenkratzers. Da warteten nämlich die acht Figuren – sieben Angestellte eines Grossunternehmens und ein Stadtbote – während des ganzen Stückes auf den jahrelang ersehnten Wetterumschwung und bessere Zeiten im Allgemeinen. Die Mitarbeiter der Firma haben unterschiedliche Karrierestufen erklommen. Die Sekretärinnen, der Programmierer, die Exekutivdirektorin und der Verwaltungschef finden an diesem Ort, der ausserhalb der kontrollierten Geschäftswelt liegt, nur zusammen, um unbemerkt die illegale Zigarette zu rauchen (diese Ausgangslage klang noch nach Zukunftsmusik, als das Werk im Jahr 1993 erschien).

Der Autor Belbel schrieb zu seinem Stück, es sei eine «Komödie über die Unsicherheit, die Leere und den schwankenden Boden unter den Füssen dieser acht Personen, die miteinander und mit sich selbst konfrontiert werden». Und klar. Die Spielleute bringen die Aussage inhaltlich rüber, wenn sich die Vertreter der verschiedenen sozialen Business-Schichten am Treffpunkt Nicht-Ort über die sonst geltenden Verhaltensnormen der Geschäftshierarchie hinwegsetzten und ihre Abgründe und Hoffnungen preisgeben. Aber die Wirkung kommt nur schleppend zu tragen. Die Komik, welche in vielen Dialogen des Stückes liegt, kann sich nicht immer durchsetzen. Eine höchst nervöse und unsichere Sekretärin wird zusehends mehr zur Anstrengung als zur Lachgarantie. Die tragischen Elemente erwecken teilweise nicht genug Anteilnahme, wenn sich beispielsweise einige Figuren Gedanken über einen Absprung vom Dach machen. Die Atmosphäre der Grossstadtwelt aus der Perspektive eines Hochhauses ist mit der Kulisse schön umgesetzt. Aber die diese Inszenierung der Spielgruppe vermag die Tiefe und Grösse von «Nach dem Regen» nicht völlig über den Bühnenrand hinaus zu transportieren. Ob das Schweizerdeutsche als geeignete Sprache für die Szenerie dient, ist Geschmackssache. Vielleicht war die Aufgabe für einige Laienschauspieler einfach sehr gross und doch etwas hoch gegriffen. Leider konnte man während der Vorführung selten vergessen, dass gespielt wird.

Bis 4. April, Theaterpavillon Luzern