Musik fürs Kopfkino

Südpol Luzern, 13.11.2015: Viele von nah und fern fanden am gestrigen Abend ihren Weg in die Hallen des Südpols. Der Magnet? Der schwedische Musiker José González.

Mit dem Booking eines solch musikalischen Hünen war die Abendkasse hinfällig. «Ausverkauft» stand seit dem Nachmittag auf der Veranstaltungsseite. «Voll» bedeutet im Falle der Grossen Halle des Südpols übrigens gut 600 Gäste. Was nach viel klingt, verteilte sich diesmal jedoch relativ geschickt, sodass kaum eine drückende Ungemütlichkeit aufkam. Lediglich das Barpersonal schien etwas unterbesetzt. Jessica Pratt eröffnete sodann den Konzertabend. Eigentlich dürfte sich die Kalifornierin bereits wohl fühlen im Hause, stand sie doch vor etwa einem halben Jahr schon auf dem Konzertprogramm. Ihre helle Stimme, gepaart mit leichten Gitarrenakkorden, schien jedoch etwas in den Publikumsgesprächen unterzugehen. Als würde da eine Geschichte erzählt werden, der niemand wirklich lauscht. Wie ein zartes Lüftchen wehte die Musik von Pratt an den Zuhörern vorbei.

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Sanft ist auch der Auftakt des Hauptkonzerts. Nur zog dieser an niemandem mehr vorüber. González allein, mit seiner akustischen Gitarre, machte den Beginn, bevor dann auch die Band die Bühne betrat. Für die nächsten paar Stücke blieb es bei vornehmlich ruhigeren Melodien. Das Schöne daran ist, dass so die ganze Instrumentenpalette wunderbar zur Geltung kommt: die subtilen Klänge des Xylophons, das Tamburin, die Rasseln und die Trommeln untermalten die zwei akustischen Gitarren, das Schlagzeug und insbesondere den schwerelosen und feinen Gesang. Es ist diese enorme Leichtigkeit, mit der González seine Lieder von sich gibt — stellenweise gar eher erzählt — die eine angenehm entspannte Stimmung im Saal entstehen liess. Keineswegs fordernd wirkt diese Musik und lässt so Raum zum Abschweifen, Luft fürs Kopfkino. Passend dazu: das mit weissen, dünnen Linien, auf schwarzem Stoff gezeichnete Bühnenbild, das eine Bergkette, umgeben von Regen und Wölkchen zeigte. Diese Art von feinen Zeichnungen findet sich ebenso auf diversen Albumcovers wie auch in mehreren Musikvideos von González wieder.

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Nach gut halber Stunde gemütlicher Herumträum-Musik wurden die Tempi ein klein wenig rasanter und die paar eher bekannteren Stücke holten das Publikum aus ihrer eigenen Welt wieder ab. Für etwas klangliche Abwechslung sorgt das elektronische Duett «Home», von und mit Bandmitglied James Mathé (auch Barbarossa genannt). Dieser kurze Exkurs bekam dem ansonsten eher akustischen Konzertabend gut, bezeugt vom üppigen Applaus. Von da an wurde nun auch vermehrt mehrstimmig gesungen, was dem musikalischen Gesamtbild noch etwas mehr Fülle gab. Mit «Heartbeats» verabschiedete man sich erstmals von der Bühne, um im Anschluss noch drei Zugaben anzuhängen, unter anderem «Line Of Fire» von González' Band Junip.

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Von Kopfkino-Musik über bekanntere Melodien bis hin zu einigen elektronischen Ausflügen — der Konzertaufbau fiel äusserst gelungen aus. Trotz vollem Saal entstand eine relativ intime Stimmung, die zeitweilig etwas von einer Lagerfeuer-Atmosphäre hatte. Die Trommelrhythmen, die schicklich beleuchtete Bergkette des Bühnenbildes wie auch das hawaiieske Hemd von Gonzalez verstärken zudem dieses Bild. Der Musiker selbst hinterliess derweil einen sympathisch bodenständigen und authentischen Eindruck, mischte sich im Konzertanschluss gar unter die Feiernden und die «Pingpöngler». Ein wohliger Abend, an dem man in die eigene kleine Welt wie auch in jene musikalische von José González hineingezaubert wurde.