Liebe Kurzfilmnacht, du bist zu lang!

Bourbaki und Stattkino, Luzern, 18.05.2018: Nach zwölf Schweizer Städten machte die 16. Kurzfilmnacht-Tournee ihren vorerst letzten Halt in Luzern. In Zeiten vom x-ten Avengers und co. ein wichtiges Statement, um auf die kreative Vielfalt und die originellen Inhalten aktueller Filmschaffenden aufmerksam zu machen. Dabei gehen den Veranstaltern aber selber die Ideen und Zuschauer aus.

Ich brauche jetzt gar nicht auf die einzelnen «Shorts» einzugehen: Diese waren sowohl stilistisch und inhaltlich, als auch qualitativ wieder höchst unterschiedlich — was ja auch so sein darf! Das altbekannte Konzept mit den Themenblöcken wirkte hingegen immer belangloser, hielt keinerlei Überraschung bereit und könnte dringen eine Neuerung vertragen. 

Es wäre PR-technisch sicher schlauer gewesen, mich nicht im «Stattkino» unterzubringen, welches wie in den letzten Jahren wieder sehr schlecht gefüllt war. Würde ein Saal nicht reichen? Man hätte dann etwas weniger Mitleid mit den Veranstaltern und der sehr netten Dame haben müssen, welche ihre kurzen, aber treffenden Ansprachen vor einem Dutzend gähnender Leute halten musste. 

Auch wenn der andere Saal besser gefüllt war, liess die generelle Besucherzahl zu wünschen übrig, während die Bourbaki-Bar wie eh und je mit kulturaffinem Hipster-Publikum überfüllt war. Woran das liegen könnte? Ich glaube, bereits der Name – KurzfilmNACHT – ist in Zeiten kurzer Aufmerksamkeitsspannen, insbesondere beim jüngeren Publikum, eine grosse Hürde. Fünf Stunden eines Freitagabends zu investieren, ist ganz schön viel!

Würde ein «Kurzfilmabend», mit einer kleineren, dafür stärkeren Auswahl nicht genügen? Die Hälfte der Animationsfilmen hätte man getrost streichen können. Auch die Aufteilung in thematische Blöcken scheint mir hinderlich: Schränkt man sich damit nicht mehr ein, als sie für das Publikum einen Mehrwert gibt? Weder brauche ich mir sagen zu lassen, dass ich in den nächsten sieben Filme schwarzen Humor vorfinden werde, noch macht es das Programm abwechslungsreicher, fünf Tiere-Shorts hintereinander zu zeigen. Ohnehin empfand ich diese übergeordneten Themen oft als gesucht und konstruiert. Lasst doch bitte die Kurzfilme frei für sich selber sprechen!

Erstaunlich viele Leute hatten sich dann bereits nach dem zweiten Block verflüchtigt und der kleine Rest versuchte verbissen, durchzuhalten, um die 30 Stutz Eintrittspreis zu rechtfertigen. Für alle die den ganzen Tag gearbeitet haben, wurden die bequemen Sessel aber spätestens nach dreieinhalb Stunden zur Qual. Gerne hätte ich auch noch den letzen Block «typisch Belgisch» gesehen, welcher um 01 Uhr starten sollte. Mir fielen aber bereits ab Mitte des dritten Blocks mehrmals die Augen zu und ich musste die Reissleine ziehen; ich bin nicht einer dieser Kino-Schnarchern! 

Die Tour wird im Herbst in der Romandie und im Tessin weitergehen und eine Auswahl an Filmen wird am «Kino am See» im Pfäffikon am 13. August 2018 nochmals zu sehen sein.