Les Yeux Sans Visage in der Schüür – Vom kleinen Saal auf die grossen Bühnen

Nach der Plattentaufe der 7" Vinyl Single im April folgte am Freitag die Plattentaufe der EP «New Age» in der Schüür. Das hier drei emsige Herren am Werk sind, suggeriert nicht nur der Veröffentlichungs–Rhythmus, sondern auch ihr Live-Auftritt in der Schüür.

Im Saal wird es ganz dunkel, dumpfe Drones schallen aus den Boxen. Ein lauter und verstörender Industrial - Teppich setzt sich frei. Weisse Schwaden vernebeln die Bühne. Es wird lauter und lauter. Der Noise-Teppich setzt einen Rhythmus frei, verhallt und doch fassbar. Jottas Intro verhallt in den Ritzen der alterwürdigen alten Scheune und verschwindet ganz. Les Yeux Sans Visage betreten die Bühne. Das Intro vermochte die Synapsen zu wecken und die Spannung zu steigern. Schlagzeuger Dominic Deville schlägt an, ein lauter Bassschlag hallt durch den Saal. Und brachial geht es weiter. So mächtig hätte ich den Sound niemals erwartet. Die Rauchschwaden sind immer noch omnipräsent, auf diese Projektionsfläche setzt der Schüür Lichttechniker Remo gekonnt seine Lichtkegel. Es beschleicht mich das Gefühl, an einem Ort zu sein, wo nichts dem Zufall überlassen wurde.

Und auch die Songs haben klar an Konturen und Qualität gewonnen. Hat das Schlagzeug in den älteren Songs zumeist den klassischen schnellen und New Wavigen Hi-Hat-Snare Rhythmus-Part inne, hört man zuweilen auch langsamere Rhythmen die eher dem Dark Wave entlehnt sind. Diese Brüche erzeugen Tiefe und Substanz. Und das die drei Herren keine Jazzer sind, ist ja kein Geheimnis. Und dass man das gar nicht mehr merkt, sollte aber kein Geheimnis mehr bleiben. Das Schlagzeug ist mit einem Hall-Effekt versehen, der Bass dröhnt verzerrt aus den Boxen und die Gitarre wird versiert mit Delay-Effekten unterlegt. Dies ergibt ein mächtiges und verspieltes Gesamtbild und klingt auch verdammt schön nach 80er Jahre. Der letze Song des Abends ist zugleich der beste. Ismael Osman's Gitarrenspiel im  Song «Christmas» ist gewohnt minimal und doch von subtiler Stimmigkeit. Der Beat schlägt Mid-Tempo an, was auch den Gesang von Remo Helfenstein den gebührenden Raum gibt. Der Song endet in einem Noise-Gewitter und ein Song ab Konserve wird eingespielt, der nahtlos den Abschluss kröhnt. Es ist immer wieder ein Vergnügen, die Entwicklung einer Band mitzuverfolgen. Dass «Les Yeux Sans Visage» solche Entwicklungssprünge in so kurzer Zeit machen würden, war hingegen nicht zu erwarten und ist darum umso schöner.