Klassen- und Familientreffen

Durchzogen, verhalten: So zeigte sich die Lage am Freitag in der Schüür bei der CD-Taufe von Reto Burrell und Band für das jüngste Album «Go». An der teilweisen sehr guten Musik – auch und vor allem aus früheren Jahren – kann es nicht gelegen haben.

«Hey You» heisst das Stück, mit den Refrainworten «Shake the monkey off your back». Es ist, genau, ab dem Album «Shaking Off Monkeys» aus dem Jahr 2002. Damit eröffnete Reto Burrell sein mehr als zweistündiges, bis nach Mitternacht dauerndes Konzert, das gleichzeitig CD-Taufe für das neue Opus «Go» war. Das folgende «This Is It» war brandneu, der Opener von «Go», dann «It Doesn’t Mean A Thing», wieder vom 2002er-Album. Was da in seinem eigenen musikbiografischen Vergleich sich offenbarte, war, wie Reto Burrell (wieder) beim rootsigen Rock angelangt ist. Und dass er gut daran tat, diese Spur zu verfolgen (im Gegensatz zum Mainstream-verdächtigen Treiben in Richtung Bryan-Adam-Mässiges). Das sind griffige Songs mit schönen Hooks, die Vergleiche mit einem Tom Petty nicht zu scheuen brauchen. Am Freitag spielte er sie mit seiner neuen Band, als da wären: Ewi Heusser (Leadgitarre), Chris Heule (Tasten), Tom Schenker (Drums) und Tobias Bachmann (Bass). Es sollten im Verlauf des Abends auch mehrere Gäste die Bühne betreten, so für die Coal-Komposition «Ease Your Mind», bei der gleich alle drei Burrell-Brüder (ausser Coal auch Marygolds Philipe) mitsangen. Patrick Jonsson, dessen Debüt Reto produziert hat, sang im Duett seinen Wunschtitel «Amy, Amy» (wieder ab «Shaking Off Monkeys»). Achtung Primeur: Im wirklichen Leben kennt man Jonsson ja unter seinem Namen Patrick Wyss und in seiner Funktion als Musikchef des Wohlfühl-Radios Pilatus. Wo er es im Fall nicht mehr ist. Und wieder gings im Song-Reigen zeitlich zurück, etwa mit «Roses Fade Blue» (ab dem gleichnamigen Album von 2004). Es kam eine gewisse Kisha zum Singen ans Mikrofon. Das grosse musikalische Familientreffen fand also auf der Bühne zwischendurch statt, während fürs Publikum zum Teil der von Drummer R. W. vor Ort geprägte Begriff «Klassentreffen» zutraf. Es waren denn auch auffällig viele Musiker im Saal zugegen, ganze Bands kamen geschlossen in die Schüür, dazu ein Publikum, das sich eher dezent-verhalten verhielt. Woran es gelegen haben mag, dass der Funke nicht richtig sprang und nicht mehr Stimmung aufkam? Wer weiss. Und das Schweizer Farbfernsehen war auch da. Nächsten Mittwoch «Kulturplatz» gucken.