Kick'n'Rausch, Rausch, Rausch

Ein tatsächlich bewegtes Wochenende liegt hinter der Luzerner Kulturszene, welche – wenn überhaupt – meist mit dem Kopf arbeitet. Nun haben die Solchen, nach einem Jahr pausieren, auch wiedermal Ihre Körper eingesetzt. Was dabei rauskam? Es gab am Kick'n'Rush auf Tribschen einige Wehwehchen, ein paar «Ausrenker» und -raster, gutes Essen, das ein oder andere Becherchen, schillernde Menschen und so einiges mehr. Unser Team, der Rote Stern, kam leider keinen Kick weiter, aber um das ging es ja letztlich auch nicht, oder?

(Von Nina Laky Fotos: Marta Nawrocka Schlagzeilen: Silvan Glanzmann)

Der Verein Kick'n'Rush, 2000 Jahre nach Christi Geburt ins Leben gerufen, feiert seither mit den alljährlichen Fussballkuriositäten regionalen Erfolg. Der Vorstand, bestehend aus Nicole Odermatt, Marco Liembd, Roman Bucher und Eric Amstutz leisete auch im Jahre 2009 eine heiden Arbeit, welche mit einer regen Teilnahme und aufmerksamen Fans belohnt wurde. 58? Hab ich da richtig gezählt? Kann das sein? 58 (Korrekturen bitte unten angeben) Teams haben während zweier Tagen am 4. und 5. Juli sich auf der Lidowiese den Ball zugespielt. 58 mal sechs, das gibt genau 348. So viele waren's dann aber doch nicht, welche am Freitag, dem 3. Juli, an der Aufwärmparty im Uferlos teilgenommen haben. Die gefühlte Temperatur im kleinen Raum am Geissensteinring 14 beläuft sich jedoch in Richtung diese Zahl. «Heisse Platten für heisse Leute» hiess das Motto und heiss wurde es tatsächlich. Nicht nur die Körper, sondern auch das Bier. Dj Wicked Wiggler und Torgarant Dj Remo Hinkebein stellten ein abwechslungsreiches und fundiertes Musikprogramm auf die Beine abseits des Fussballfan-Gesangs. Das Publikum und somit die zukünftigen Spieler versuchten jedoch eher ausserhalb des doch engen Raumes die morgigen Gegner zu schwächen. Man machte dies mit Einladungen zu NOCH einem Bier oder durch gezieltes Aufdenfusstreten. Das eigentliche Aufwärmen, gemeint Tanzen, fand aber leider nur vereinzelt statt. Man stand dann doch lieber rum, wohl um Verletzungen des Tanzbeins zu entgehen. So viel ich weiss, fanden solche auch am Samstag nicht statt. Da haben sich wohl viele noch am Vorabend zusammengerissen und die Beine in die Hände genommen und sind frühzeitig abgedampft, so dass es am ersten Tag der Kick'n'Rush-Spiele zu fast keinen Verletzungen kam. Jedoch gab es dann doch (und gibt es immer) einen heftigen verbalen Fight zwischen im Medienbereich tägigen Mannschaften, den man hier verfolgen kann. Man ist gespannt, ob es zu einer Revanche – irgendwo und irgendwie – kommen wird. Und dann war da der Sonntag. Geschwächt durch die ersten Spiele und feiern der Niederlage oder des Gewinns am vorab, liess die Konzentration nach und der Siegerwille stieg. Die Kick'n'Rush-Redaktion, welche stetig die Ereignisse auf dem Felde outdoor verarbeitete, berichtete am Sonntag unteranderem dies:

Was war los an diesem Sonntag den 5.? Die Vermutung liegt nahe, doch die Schuldigen verteidigen sich noch bis heute. Man übernimmt keine Verantwortung für gebrochene Finger und Zehen und ausgerenkte Schultern – und schon gar nicht für kleinere Auas:

Nungut. Wer feierte, der feierte und eben das so richtig (da muss man sich nun wirklich nicht am nächsten Tag noch beschweren wollen). Und zwar am Abend des Samstages 4. Juli im Treibhaus. Nach dem Spielbetrieb, der schon seit 11 Uhr morgens andauerte, gab es für alle erschöpften Spieler und Fans ein musikalisches Unterhaltungsprogramm. Ab 18 Uhr legte Dj Hank Boogaloo seine Vinyl-Sammlung auf und ab 22U hr gab es Musik nur noch gegen Bares von The Human Jukebox. Diese punktete bei den Fussballer und Fussballerinnen mit altbewährten Hits, welche ich leider nicht mehr im Stande bin, beim Namen zu nennen, zumal ich zum Glück zu jung dafür bin. Das bitxidenda.soundsystem führte nachher durch die Disco und wusste wohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was ihnen am nächsten Tag blühen würde. Am morgen des Sonntags fanden sich Spieler mit oder ohne Schlaf auf dem Feld wieder ein, um gemeinsam den Tag zu überstehen und ordenlich zu Kämpfen und zu Schwitzen (oder wie oben erwähnt, sich zu überschätzen). Für mich endeten vier Spiele mit folgenden Resultaten: verloren, gewonnen, verloren, unentschieden und somit raus! Wenn schon darf unser Team mit stolz verkünden, dass die schillerndste Kick'n'Rush-Persönlichkeit 2009 bei uns im Goal stand und sich kugelte. Herzliche Gratulation dem Joe (dick im Foto unten) an dieser Stelle! Ein Spiel, welches Herzen brach und Emotionen schürte, war Aktion Strafraum gegen Treibhaus. Der Himmel verdunkelte sich dabei, die Menge wurde immer unruhiger. Nach einem waghalsigen Spiel kam es, wie es kommen musste: Penalty oder auch Elfmeter genannt. Wobei der Schiri hart blieb und das Publikum somit bekam, was es wollte, einen weiteren kleinen Skandal:

Die Gemüter beruhigten sich aber spätestens beim Spiel der Kinderliga wieder, hier schmunzelten und klatschen ehemalige Gegener nebeneinander, und man staunte über die Ballfertigkeiten des Nachwuchs. Der FC Pommes Frites gewann meines Wissens 7:0. Man muss aber sagen, dass der FC Pommes Frites tatsächlich auch ein paar Zentimeter «grösser» war als sein Gegner (der wie nochmals hiess?). Nun stand dem Finale des elften Kick'n'Rushs nichts mehr im Wege. Die Capitolisten spielten um die Wurst gegen Independiente Neustadt. Independiente verlor, Sieger der Herren-Liga wurden die Capitolisten. Glückwunsch! Einzug hielten nachher die beiden Kick'n'Rush-Liga-Teams Ultra Bitxidenda und Ajax Dada. Sportjournalisten würden an dieser Stelle sagen: Ein Spiel voller Emotionen! Aber leider ohne Überraschungen. Ajax Dada spielte Ulta Bixtidenda aus und gewann den Titel (zum genau wievielten Mal?). Die Augen der jubelden Fans auf Bitxidenda-Seite sprachen Bände. Ihnen wurde die pflotschnasse Fahrt mit dem Luzerner Touri-Büssli über die Seebrücke verwehrt, sie mussten im trockenen nun Wembley schauen. Ein Finale, welches man auch so beschreiben hätte können: die schönsten Team-Shirts gegen die Teuersten. Ajax Dada liess sich nämlich, aus einem unersichtlichen Grund, von Ben Sherman einkleiden. Oder gar sponsern?

Der zweite, anstregende Tag nahm ein schönes Ende, als der Sturm einsetzte und stetig Leute halb nackt oder durchnässt an der Treibhausbar Schutz suchten. Gemeinsam freute man sich über den Tennis-Sieg wohl mehr, als über die eigenen, doch dies soll auch so sein. Getschuttet haben wir schlussendlich ja alle und dies – meine Damen und Herren – ist doch schonmal was. Auf ein Neues! Und dann wieder mit einer Damen-Liga, werte Frauen! (Und mit weniger Verletzungen, werte Fussball-Verrückte, es ist doch nur ein Grümpeli!)

Impressionen des Kick'n'Rushs 2009

Ehemalige und aktuelle schillerndste Persönlichkeit Jutzi und Joe mit Maskottchen Lila