Japandroids gegen das Bundesamt für Gesundheit

Unterwegs mit ihrem zweiten Album müssen die Japandroids im Treibhaus der «besten Rockplatte des Jahres» gerecht werden. Wer seine neuen acht Songs mit «Celebration Rock» betitelt, sollte das besser hinkriegen.

(Von Nick Furrer)

Auch in Schottland gibt es Bands, die es mit Garage-Rock auf internationale Bühnen schaffen. Paws hatten trotzdem Pech – ihnen stieg der Gitarrenamp aus. Vorher und danach wurde die Gitarre verstärkt gestimmt, Bier  getrunken und hauptsächlich drauflos geschrammt. Ausser der Proberaumatmosphäre war da nicht viel. Wenigstens zeigten sie, in welche Richtung der Hauptact zielen würde. Japandroids sind Gitarrist Brian King und Schlagzeuger David Prowse, keines jener Duos, welche ihren Sound durch die rudimentäre Bandbesetzung definieren. Sie wollen klingen wie fünf, das sagen sie selber. Wenn auch zahlreiche Gitarristen vor ihm mehr aus ihrer Fender herausholten, so interessierte sich King immerhin an ihrem maximalen Ausgangspegel. Zwei Gitarrenamps an je zwei Boxen plus einen mannshohen Bassverstärker (für eine Gitarre!) sollten es richten. Dazu wurde ordentlich rumgespuckt und laut gesungen. Die Botschaft der Japandroids war so unmissverständlich wie uninteressant. Vom ersten Moment an wurde ein einziger maximaler Sound erzeugt, danach passierte nichts mehr. Der einzige Reiz bestand wohl darin, den Pegel mit allen Mitteln zu halten, was tatsächlich gelang. Die beiden sympathischen Kanadier hatten schlicht und einfach Freude an der Intensität lauter Musik, um etwas anderes ging es gar nicht. Mit Augenzwinkern motivierten sie die Schweizer sogar, sich gegen den zugelassenen Durchschnittspegel von 100 Dezibel pro Stunde zu engagieren. Die paar Eingeweihten tanzten bis zum bitteren Ende und holten sich erfolgreich ihren Tinnitus. Alle anderen zelebrierten vielmehr die Ausgleichszonen als den Rock. Von einem dynamischen Rock-Konzert will und kann nicht die Rede sein.