It’s Pink Panorama

Stattkino, 14.11.2013: Bereits zum 12. Mal findet dieses Jahr im Stattkino das Lesbischwule Filmfestival statt, bei dem während einer Woche eine kleine und feine Auswahl an Filmen rund um Homo- und Transsexualität gezeigt wird. Trotz seines langjährigen Bestehens ist das Festival klein und die Atmosphäre familiär geblieben. In der Pink Bar im Kinofoyer im Untergeschoss des Bourbaki Panoramas herrscht während des Eröffnungsapéros eine gemütliche Stimmung und nach dem Film wird angeregt diskutiert.

Programmiert wird das Festival von Christina Niederer und Peter Leimgruber, die beide seit Anbeginn dabei sind. Ein Programm zusammenzustellen sei jedes Jahr eine neue Herausforderung, meint Christina Niederer. Sie ist für die Auswahl der Filme mit lesbischer Thematik zuständig, die manchmal gar nicht so einfach zu finden und aufzutreiben seien. Ihre Arbeit beginnt jeweils bereits im Februar an der Berlinale, wo sie die neusten Produktionen sichtet. Der Fokus des Festivals liegt dieses Jahr bei Filmen mit und über Transmenschen. Gleich drei Filme zum Thema sind im Programm enthalten: Der Dok-Film „Becoming Chaz“ porträtiert die "Tochter" des Pop-Duos Sonny und Cher, die ein Mann geworden ist. „Romeos“ wirbelt frech und heiter die Geschlechterrollen durcheinander. „Facing Mirrors“, die Begegnung einer einfachen Frau aus dem Volk mit einem wohlhabenden Transmann, kommt erstaunlicherweise aus dem Iran, wo Homo- und Transsexualität noch immer stark tabuisiert und stigmatisiert werden.

Auch der Eröffnungsfilm stammt aus einem Land, wo homosexuelle Menschen noch immer einen schweren Stand haben. Der polnische Film „In the Name of“ (W Imię..., Małgośka Szumowska, PL 2012) greift zudem ein weiteres Tabu auf, indem er von den sexuellen Bedürfnissen eines katholischen Priesters erzählt.

Pater Adam übernimmt eine kleine Gemeinde in der polnischen Provinz. Nebst seinen Aufgaben als Prediger besteht seine Hauptarbeit darin, gemeinsam mit dem Sozialarbeiter des Dorfs ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche zu leiten. Überaus engagiert geht er dieser Arbeit nach. Durch seine charismatische Art gewinnt der junge Pater das Vertrauen der Jugendlichen und leitet die Gruppe mit grossem Erfolg. In den Nächten jedoch hat er mit seinen eigenen Sorgen zu kämpfen: Er fühlt sich zum schweigsamen jungen Lukasz hingezogen, der mit seiner Familie im Dorf lebt und ab und zu an den Aktivitäten der Jugendgruppe teilnimmt. Geplagt von unterdrückten Sehnsüchten läuft der Pater wie ein Besessener durch die Wälder, wälzt sich in Schlaflosigkeit und fällt schliesslich in den überwunden geglaubten Alkoholismus zurück.

Die berührende Geschichte wird getragen von den sorgfältig ausgearbeiteten und vielschichtigen Charakteren. So will beispielsweise Pater Adam, der ein sportlicher, gutaussehender und humorvoller Mann ist, so gar nicht zum Cliché eines katholischen Pfarrers passen. Dennoch – oder gerade deswegen – wirkt er als Figur sehr glaubhaft. Lukasz hingegen ist ein verschlossener junger Mann, der seine Emotionen nur schwer zum Ausdruck bringen kann, dann aber plötzlich überreagiert. Trotzdem ist er in dieser Beziehungsgeschichte derjenige, der mit seinen Gefühlen besser umgehen kann, die Initiative ergreift und die Nähe zu Adam sucht. Auch visuell ist dieser Film sehr überzeugend. Der Regisseurin ist es gelungen, aussergewöhnliche und einprägsame Bilder für ihre Geschichte zu finden. Der neblige Wald in der Dämmerung wirkt ebenso zauberhaft wie beängstigend und einsam. Die weiten sommerlichen Landschaften und das warme Sonnenlicht gaukeln eine trügerische Idylle vor. Durchkomponierte Landschaftsaufnahmen wechseln sich ab mit nahen und bewegten Einstellungen der Personen.

Das „Pink Panorama“ Festival im Stattkino dauert noch bis am 20. November. Der Film „In the name of“ von Małgośka Szumowska wird ab Januar auch im regulären Programm des Stattkinos zu sehen sein. Filmtrailer „In the Name of“ http://youtu.be/Dti3xTI3L0Y IMDB Seite: http://www.imdb.com/title/tt2650642/