Im Wühltisch kramen - Gloom Square im Treibhaus

Ob mit ihrem Soloprojekt Ziska Lovis oder als Bandmitglied bei Die Morlocks und Jet Turiño, Franziska Staubli hat ihre Vielseitigkeit schon viele Male unter Beweis gestellt. Mit der Band Gloom Square fügt die Luzerner Gitarristin ihrem musikalischen Schaffen nun eine neue Facette hinzu. Im Treibhaussaal waren darum Wundernasen, Bekannte und Musikliebhaber zugleich versammelt und gespannt, wie das klingen würde.

(Bilder Patrick Blank)

Bereits vor dem Konzert hatte man die Möglichkeit, einen ersten Höreindruck von Gloom Square zu gewinnen, in Form des Videos zum Song «Mister Sandman». Doch schon der erste Song des Konzerts deutete an, dass sich das Konzert nicht so kohärent gestalten würde, wie «Mister Sandman» vermuten liess. Gloom Square ist ein Gemischtwarenladen, ohne Trödelkram, aber mit viel Auswahl und kompetentem Personal. Stilistisch wird viel angejazzt, abgedunkelt und ausgefranst – Rockmusik, die in keine Schublade passt. Was hier nach Beliebigkeit klingt, ist in Tat und Wahrheit Abwechslungsreichtum. Wie Franziska Staubli haben auch ihre drei Mitmusiker Hervé Girardin (Bass, Gitarre), Martin Perret (Schlagzeug) und Alessandro Hug (Synthesizer und Vibraphon) an der Jazzschule in Lausanne studiert. Es ist schön zu sehen, dass Gloom Square ihr Können nicht an dröge Jazzstandards oder ausufernden Jazzrock-Stücke verschwenden, sondern in Rock/Pop-Nummern einsetzen und damit eine eigene Handschrift entwickeln können. Wenn Franziska Staubli die Finger am Hals ihrer halb-akustischen Gitarre spreizt, um Akkorde zu greifen, die in der Popmusik leider viel zu selten zu hören sind, dann schlägt dem geneigten Hörer das Herz höher. Und auch den warmen Klängen des Xylophons zuzuhören, ist eine Wohltat, versprüht doch dieses Instrument eine Eleganz, die nicht nur dem Jazz vorenthalten sein sollte. Dies sind Momente, in denen der Jazz-Background wohldosiert zum Tragen kommt und ausgewogen an den eklektischen Sound anschmiegt. Es wechseln sich während dem Konzert Art-Rock-Stücke, die an die Verspieltheit von Bands wie Deerhoof erinnern, mit sagen wir, melancholischem Chamber-Pop ab. Auch sprachlich herrscht viel Abwechslung. So singt Franziska Staubli, die übrigens auch mit einer schönen Singstimme gesegnet ist, nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Mundart, Hochdeutsch und Französisch. Ein Gemischtwarenladen, wie gesagt, aber einer, in dem man gerne einkauft.