Ice, ice, baby: Club Dänemark feiert Taufe

Ab Freitag öffnet der Club Dänemark im Maihof seine Tore. Die Menschen dahinter sind auf der Suche nach einem Dialog über den Wert von Musik – und Raum für Forschungsexperimente. Und machen das immer Gleiche irgendwie anders.

«We need 50 ice-creams, help us please.» Nur dieser Satz, zusammen mit Anweisungen zur Steuerung eines ungeduldigen Strichmännchens, ist auf der Webseite des Club Dänemark zu sehen. Kein «Home»-Button, keine «Info», kein «Kontakt» – die Informationen muss man sich in einem (sehr unterhaltsamen) Computerspiel selbst erzocken. Also lässt man die Strichfigur laufen, springen, fallen, immer den Coupe-Bechern nach, bis man endlich erfährt: Am nächsten Freitag wird in Luzern ein neuer Kulturraum eröffnet und gleichzeitig ein neues Musiker*innenkollektiv vorgestellt: Beides trägt den Namen Club Dänemark.

«Wir machen uns die Doppeldeutigkeit des Worts ‹Club› zunutze», erklärt Gitarrist Christian Zemp (u. a. Schööf, Tanche), als wir ihn und Schlagzeuger Amadeus Fries (u. a. Schööf, East Sister, Little Fellow, iety) im Maihof treffen. Das Clublokal ist in einer der Fabrikhallen auf dem Gelände der Maihofstrasse 40 zu finden, der ehemaligen Kranfabrik und dem heutigen Standort des beliebten Caterings-Slash-Veranstaltungs-Slash-Kulturraums «Esszimmer».

Club Dänemark an der Maihofstrasse 40

Dabei geht die Geschichte dieses neuen Vereins ziemlich weit zurück. Vor einem Jahr haben sich Christian Zemp, Amadeus Fries und Nik Mäder mit sechs Mitmusiker*innen hier fix eingerichtet. Aus einer alten Lagerhalle wurde zur Hälfte eine Bar, zur anderen Hälfte das eigene Musikstudio. Während rund zwei Monaten wurde der Raum ausgebaut, isoliert, mit Holz ausgekleidet, mit einer Lüftung versehen, ein Zementboden eingegossen und zwei Aufnahmekammern neben dem grossen Spiel- und Regieraum gezimmert. Investitionsvolumen: «Viel.» Im Zuge dessen formierte sich das Kollektiv «Club Dänemark» aus insgesamt elf Kulturschaffenden.

Nun hatte man zwei Räume, die man dank einfacher Türmechanik in einen grossen verwandeln kann. Es entstand die Idee, selber Konzerte zu veranstalten. Der Ort soll eine Werkstatt sein, ein Feld, um ohne finanziellen oder zeitlichen Druck experimentieren zu können. Da der der Raum nicht primär als Eventlokal dient, muss er keinen Gewinn abwerfen und «die Miete zahlen wir sowieso», sagt Fries. Die Bands, die ganz oder teilweise aus Mitgliedern des Kollektivs bestehen, können so ihr eigenes Schaffen unmittelbar der Öffentlichkeit präsentieren. Man tüftelt im Studio, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist, öffnet die Tür und lädt Publikum ein – unmittelbar, niederschwellig, direkt.

Also gründete man einen Verein, die Bar wurde zum Vereinslokal, in dem jetzt auch Konzerte veranstaltet werden, man liess sich von Hans-Paul-Kronenberg ein eigenes Bier brauen, Chadi Messmer schuf die Webseite. Man will keinen klassischen Konzertsaal schaffen, also wird experimentiert: Beispielsweise ist der Eintritt für Veranstaltungen einkommensabhängig. Wer monatlich 3'000 Franken verdient, zahlt 15 Franken Eintritt. Wer hingegen 30'000 Franken pro Monat verdient, zahlt deren 150. Das System basiert auf Vertrauen. Alternativ dazu kann man seinen Eintritt am Glücksrad erspielen – was vor allem für Besserverdienende attraktiv sein dürfte.

«Dieser Raum soll ein Ort sein, an dem sich Leute treffen, die sich gegenseitig inspirieren.»

Amadeus Fries

Man will Diskussionen, die Grenze zwischen Bühne und Publikum verschwimmen lassen, man sucht die Interaktion – vor, aber auch während den Konzerten. «Das Ziel ist eine Auseinandersetzung mit Wertvorstellungen und mit der Unmittelbarkeit eines Konzertabends», sagt Fries.

Der Wert von Musik sei denn auch eine dringliche Frage innerhalb des Kollektivs. Wie veröffentliche ich meine Musik; gratis Streams, die nichts abwerfen oder CDs pressen, die kaum mehr auf Nachfrage treffen? Fries: «Dieser Raum soll ein Ort sein, an dem sich Leute treffen, die sich gegenseitig inspirieren». Musikalisch-künstlerisch, ideell, gesellschaftlich.

Was künftig ist, wissen die beiden noch nicht genau. Man möchte Synergien mit dem Esszimmer nutzen – Catering und Konzert als Event. Und man versteht sich als Netzwerkknoten: So spielt an der Eröffnung das befreundete Gamut Kollektiv aus Zürich. Gleichzeitig zeigt sich der Club Dänemark offen für Kollaborationen mit anderen Kulturhäusern – erste Gespräche fanden bereits statt. Doch vor allem geniesst man die Unabhängigkeit eines eigenen, vibrierenden Kulturraums.

Zwei Tage vor Eröffnung ist der Club Dänemark noch nicht eingerichtet. Man ist sich noch nicht einmal einig, wo die Bands genau spielen werden. «Das finden wir in der nächsten Zeit raus», sagt Zemp lächelnd. Am Eröffnungsabend wird alles bereit sein – und der Club Dänemark hält noch einige Überraschungen bereit. Diese werden hier noch nicht ausgebreitet, doch es ist bereits klar: There will be Ice Cream.

Club Dänemark: Clubtaufe
FR 6. September, 19.30 Uhr
Club Dänemark, Luzern

Beteiligte Club Dänemark: Amadeus Fries, Christian Zemp, Jonas Albrecht, Lea Mathis, Elischa Heller, Elio Amberg, Laura Schenk, Chadi Messmer, Hans-Paul Kronenberg, Nik Mäder, Katharina Thalmann