Hilfe! Elfenwelten in Sursee?

Island suggeriert eine Menge Klischees. Island und Musik noch viel mehr. Als ich im hohen Norden Haltestelle Sursee ausstieg, sah ich kaum mehr meine Hände vor Augen, der Nebel hatte bereits die Marke «Der Hund von Baskerville» überschritten. Zwei ortskundige Damen halfen mir den heissen Geysiren auszuweichen und führten mich zielsicher zum Kulturwerk 118. Das neue Konzertlabel Alfaheimar, was soviel wie Elfenwelten heisst, lud ein zum Konzert der Isländischen Band Hjaltalín.

Noch ein paar Klischees nachgeschoben, aber danach ist fertig: Sie musizieren zu siebt, neben klassischem Rock-Instrumentarium benutzen sie auch Geige und Fagott und eben, sie kommen aus Island. Obwohl das Konzert eine Co-Produktion mit Boa im Exil war, schienen wenige Stadt-Luzerner anwesend zu sein. Wieder einmal setzte sich das Publikum im Kulti, wie es die Einheimischen nennen, aus Leuten aus der Umgebung zusammen. Auch das Kulti ist eine kleine Insel, welche selten von Städtern aufgesucht wird. Das ist schade, aber definitiv der letzte verkrampfte Versuch, Isländische Klischees mit dem Standort Sursee zu vereinigen Letztendlich bot die Musik von Hjaltalín viel mehr als armselige Klischees. Letztes Jahr waren sie für fünf «Icelandic Music Awards» nominiert. In den Kategorien «Best Songwriter» (Högni Egilsson) und «Brightest Hope» gewannen sie den Preis. Dies überraschte nicht, denn es stand eine gut miteinander harmonierendes Septett auf der Bühne. Der Sänger Högni Egilson verfügt über eine beeindruckende Stimme, die bisweilen an jene von Mark Eitzel erinnert, nur dass Egilson auch höhere Tonlagen zu schaffen vermag. Gesanglich unterstützt wurde er von einer jungen Dame, die mit Stimm- und Körpervolumen an die britische Sängerin Adele erinnerte. Ihre Songs pendelten zwischen himmelhoch jauchzendem Indie-Pop, wie man sie von Isländischen Bands wie Benni Hemm Hemm oder Seabear kennt und dem eher artifiziellen Pop von Arcade Fire. Vor allem das Fagott und die Geige konnten ihrer Musik das besondere Etwas abgewinnen. Zeitweise unterstützten diese beiden Instrumente nämlich die Rhythmussektion mit sich wiederholenden Patterns. Das klang dann nicht unähnlich den epischen Popstücken eines Sufjan Stevens. Grosses Kino. Vor den obligaten Zugaben empfahl der Sänger nächstens nach Island zu kommen, weil momentan die Isländischen Kronen zu einem Spottpreis zu haben sind. Wer also schon lange mal mit der Idee liebäugelte, aktive Entwicklungshilfe zu leisten, sollte die Chance packen. Gnomen, Elfen, Zwerge und Björk waren noch nie so günstig zu haben wie jetzt.

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