Herrenglück im Heizungskeller

Theaterpavillon, Mittwoch 5. Dezember 2012: Belebend, geistreich, mit einem Hauch von Ironie spielte das Theater Bagasch das Stück «Männerhort» unter Regie von Dieter Ockenfels. Mit Witz und Esprit wurde das Publikum in eine Welt der Männerdomäne verführt.

Regale voll von Jeansstoff, Satin und samtenen Bordüren. Dazu stundenlanges Gehen und Warten vor der Umkleidekabine. Schubsen und Gedränge in der Menschenmasse. Und schliesslich die aparte Bitte nach der passenden Kleidergrösse zu suchen. Schrecklich. Noch unerträglicher aber die Aufforderung seine Hand auszustrecken und die feine Seide eines taillierten Kleides zu ertasten. Wenn man es dann trotzdem geschafft hat seine Frau an der Parfümerieabteilung vorbeizulotsen, ist da unglücklicherweise auch noch ein Schuhladen. Aus der Traum vom schnellen Nachhausegehen, weg die Hoffnung den Abend auf gelungene Weise ausklingen zu lassen. So muss es wohl vielen Männern gehen. Ein Desaster und fortwährender Kreislauf, denn der Samstag als Einkaufs- und Wochentag lässt sich nicht einfach auslöschen. So hat der Mann im Schlepptau der Partnerin still vor sich hinzuleiden oder er gründet einen Männerhort. Ein Zufluchtsort und sicherer Hafen sich vor Samstagen zu retten, den Genüssen des Mannseins zu frönen. So machen es zumindest Lars, Eroll und Helmut. Drei Männer, die sich schon seit langem vor Shopping-Wochenenden grauen und dem Alltagstrott ihrer Ehefrauen widersetzen. Die Ausrede sich vor dem Aufenthalt im Einkaufszentrum zu drücken, ist bei jedem eine andere. Die Taktik aber dieselbe, denn mit einer Notlüge lebt es sich bekanntlich leichter. So hat Helmut ab jetzt jeden Samstag Psychotherapie, Eroll beschäftigt sich eingehend mit dem Reparieren von Computern und Lars hat als Manager noch wichtige Aufträge zu erledigen. In Wahrheit haben sie sich im Heizungskeller eines Einkaufszentrums eine Bleibe eingerichtet, wo sie ungestört Bier trinken, Fussballspiele schauen und über intime Geschichten fachsimplen können. Das Leben scheint perfekt, der Samstagnachmittag gerettet. Bis der Männerhort vom italienischen Brandschutzexperte Mario entdeckt wird und dieser die Drohung ausspricht sie zu verraten. Die Herrenglückseligkeit scheint zu wanken, die Männeridylle zerstört. «Männerhort» zeigt die Komplexität der zwischenmenschlichen Beziehungen in ihrer ganzen Bandbreite auf. Die Partnerschaft, die durch Empfindsamkeit und Fragilität geprägt ist, wird durch die Schauspieler anhand ihrer erlebten Schicksalsschläge und der darauffolgenden Neuorientierung verdeutlicht. Die Andersartigkeit von Frau und Mann, die der Regisseur Dieter Ockenfels aufgreift, zeigt, dass der Unterschied der Geschlechter nicht allein als Divergenz verstanden werden kann, sondern durch die Verschiedenheit der Charaktere auch als Ergänzung anzusehen ist. Dass Partnerschaften wesentliche Sprungbretter unseres eigenen Lebens sind und uns selbst bereichern, kann als Hauptaussage der tragisch-witzigen Komödie verstanden werden. Ob die vier Männer trotz Bemühungen und zum Wohl des Seelenfriedens mit ihrer Lebenspartnerin in den Alltag zurückfinden, ist im Theaterstück «Männerhort» ungewiss. Ist der Mann der fraulichen Passion zuletzt trotzdem erlegen?