Here we are now, entertain us!

Slam-Poetry hat ja mittlerweile die Hochkultur bestiegen. Ob Giacobbo/Müller im SF oder das Radio DRS 2. Alle wollen sie. Diese Slammer. Gerissene Veranstalter schreiben hinter alles und jeden der ansatzweise mit gesprochenem Wort zu tun hat «Poetry-Slam». Und auch das Publikum, das herkömmliche Literaturperformances ansonsten eher verschmäht, aber doch irgendwie hip oder zumindest interessiert wirken will, erscheint in Massen. So geschehen auch gestern im La Fourmi.

Seit diesen Workshops an den Schulen, mit Textbauanleitungen und Listen, über was man denn alles so schreiben könnte, hat sich eine junge Slamszene gebildet. So weit so spannend. Leider hat es diese Szene bisher versäumt, ihre Kreatives-Schreiben-Übungshefte zu müllen, die Schemata zu durchbrechen, etwas Eigenes, Neues und auch mal Gewagtes zu schaffen. Gestern im Fourmi wurde, plump gesagt, achtmal derselbe Text gelesen, mit achtmal demselben Flow. Es sind nicht mehr die grossen Themen um Eros & Thanatos, die die Jugend beschäftigen. Der graue Alltag & neurotischer Reimzwang sind abendfüllend geworden. Uniformierung mal anders. Und die poetische und (gesellschafts-)politische Relevanz? Anscheinend wurden während den Nullerjahren auch noch die letzten heiligen Kühe auf den Altären der Unterhaltung geschächtet ... Diskutieren SIE mit! Ist das: ( ) gut so ( ) völlig daneben ( ) na wir wollen jetzt nicht päpstlicher sein als der alte, dauerschlechtgelaunte TV-Preisverweigerer. ( ) halt die Schnauze und bring mir'n Bier ... Der Ablauf war folgendermassen: MC Richi Küttel begrüsste das Publikum. Erste Gruppe las. Geklatsche und Noten. Zweite Gruppe las. Geklatsche und Noten. Pause. Die beiden Gruppensieger plus der beste Zweitplatzierte über beide Gruppen lasen je einen weiteren Text. Sieger wurde anhand der Applauslautstärke eruiert. MC übergab Flasche Whisky an den Sieger. Gelesen haben: Laurin Buser (über Alltagsmonotonie), Alejandro Jiménez (über Innereien), Renato Kaiser (über Roger Federer), Jan Koch (über Siebenschläfer & verspiegelte Sonnenbrillen – dies jedoch sehr poetisch, was mich an «An eine, die vorüberging» von Baudelaire erinnerte), Lara Stoll (Über Hunde und Männer), Kilian Ziegler (Wortspiele). Mich lobend äussern möchte ich jedoch trotz allem und zwar für den DJ Bin DJ, der mit einem schrill geschmückten Pult (winkender, blinkender Santa Claus und so Zeugs ...) für Weihnachtsstimmung sorgte. Und was er auflegte, war schlicht göttlich! Thx!