Heiss, heisser, am heissesten

Sedel, 05.06.2015: In einer schweisstreibenden Nacht stellte die Luzerner Band Muzak ihr neues Album vor und sorgte mit ihrer Mischung aus Pop, Progressiv- und Post-Rock für eine explosive Stimmung und glühende Gesichter. Zuvor entzündeten Center Orion mit ihren Indie-Rock-Songs ein loderndes Feuer und heizten dem gespannten Publikum ordentlich ein.

Bekanntlich führen viele Wege nach Rom, was an diesem Abend auch für den Sedel galt. Der Spaziergang auf den Hügel am Rande der Stadt führte durch die idyllische Umgebung des Rotsees mit ihrem Kuhglockengeläut, während die Sonne in einem gleissenden Orange-Rot hinter dem Horizont verschwand. Im schwülwarmen Konzertsaal des Sedels angekommen, stach einem die aufwändig gestaltete Bühnendekoration ins Auge, die an ein Geflecht aus Spinnweben erinnerte. Pünktlich um 21.15 Uhr schlich sich der Sänger der Luzerner Band Center Orion auf die Bühne. Ganz unaufgeregt fing er im halbvollen Saal an zu spielen. Das Lied baute sich immer mehr auf und spätestens beim Gitarrensolo begann das Publikum, mit den Beinen zu wippen und mit den Köpfen zu nicken. Beim zweiten Lied «Wake me up at night» wachte es dann richtig auf. Die Mischung aus Rock und schnellen Indie-Songs riss mit. Man merkte rasch, dass sich hier drei gefunden hatten. Carlo Sigrist (Gesang/Gitarre), Mike Egger (Schlagzeug) und Thomas Lorenz (Bass) hatten sichtlich Spass auf der Bühne. Mikes LED-Drumsticks blinkten in allen Farben und wirkten so, als würde ein Kometensturm über sein Schlagzeug herabregnen. Der Drummer warf den Besuchern vor dem nächsten Song noch ein paar CDs an den Kopf. Doch das Publikum sah nicht nur in diesem Moment Sterne: Die Lieder überzeugten trotz teilweise wenig Text mit vielen Instrumentalparts und verdrehten den Zuhörern den Kopf. Die Band gab zum Schluss noch einmal alles. Carlo ging zum x-ten Mal auf die Knie fürs Gitarrensolo, bevor die mitreissende Show nach einer knappen Stunde zu Ende ging.

CenterOrion

Kurze Zeit später ging es bereits weiter. Der Sedel füllte sich nun richtig und wurde, falls dies überhaupt möglich war, noch heisser. Muzak (was normalerweise unscheinbare Fahrstuhlmusik bezeichnet) kamen ganz unschuldig auf die Bühne. Doch gleich beim ersten Song liessen sie es so richtig krachen und man fühlte sich ganz und gar nicht so, als wäre man in einem Fahrstuhl steckengeblieben. Die kraftvolle Stimme von Sängerin Lena Greber ging selbst beim lautesten Teil der Rock-Lieder nicht unter. Sie zog das Publikum gleich zu Beginn in ihren Bann und nutzte die ganze Bühne als ihre Tanzfläche. An diesem Abend taufte die Band ihr Baby: Das neue Album «Oxymoron». Gegensätze waren an diesem Abend viele zu hören: Lena sang, schrie und flüsterte sich durch die Lieder. Genretypisch wechselten sich langsame und ruhige mit lauten und harten Tönen ab. Neben Lena spielten sich Martin Birchler (Schlagzeug), Marco Meier (Bass) und Jan Greber (Gitarre) mit viel Herzblut (und Schweiss) durch die teils 10-minütigen Lieder.

Muzak

Als Stilbruch performten sie ihre einzige Ballade «What they say», die mit Geige und Cello eingespielt worden war. Doch auch hier zeigte sich der musikalische Schwerpunkt der Band und so endete der Song mit viel Power. Das Publikum war begeistert und der Saal kochte wortwörtlich. Nach einer Stunde voller dynamischer Kompositionen gab es zum Schluss noch drei Zugaben. Düster, hart und immer noch sehr heiss. Nach dem Konzert entlud sich draussen die Stimmung. Unter Blitzen wurde der Heimweg angetreten. Die Reise in das Luzerner «Rom» hatte sich mehr als gelohnt.