Geese, they shake, mate, snicker. But they don’t talk.

11 Studierende der Abteilungen Klassik und Jazz studierten unter Regie des US-Schlagzeugers und Komponisten John Hollenbeck innert weniger Tage neun seiner Stücke ein. Das Ergebniss war am Dienstag als Konzert der Reihe «Step across the border» im Kleintheater zu hören.

Die ersten Sekunden jagen dem Besucher gleich Gänsehaut über den ganzen Körper. «Shaking Peace» heisst das Stück, eine Ansammung von Klangclustern, repetitiv und teilweis atonal, lang und doch zu kurz, um die Fülle an Instrumenten zu durchschauen, die da spielen. Drei Bläser, zwei Schlagzeuger, Kontrabass und E-Bass, Violoncello, Klavier, E-Gitarre und Gesang (ohne Worte allerdings) sorgen je nach Bedarf für merkwürdige, reduzierte Klänge. Experimente, muss man fast sagen. Oder eine dichte, mal mitreissende, mal irritierende Barriere aus Tönen. Ein vielversprechender Beginn jedenfalls. Es folgen die drei kürzeren Stücke «Growth», «Flock» und «The Music of Life». Das Letztere leider einer von zwei Momenten, in denen das Programm schwächelt, und das noch nicht einmal wegen der Musik. Der Text ist das Problem. Nicht nur ist der ziemlich dürftig, sondern anscheinend kaum singbar. Anders sind die phonetischen Verrenkungen, die Marie Séférian am Mikrofon hier macht, eigentlich kaum zu erklären. Machte gerade ihr Gesang doch kurz zuvor noch die Magie aus – etwa von «Shaking Peace». Naja, ein Detail. Zwischen den Stücken erzählt Hollenbeck (Bild oben), der im übrigen zweimal selbst in die Tasten griff (Melodika und Klavier), mit viel trockenem Witz Anekdoten und Ursprünge des Vorgetragenen. So handelt eines von zwei Stücken «Mates for Life» von Gänsen. Und ihrem Paar(ungs)verhalten. Eine Idee, die wunderbar umgesetzt wird. Schlagzeug stelzt um Schlagzeug herum, Kontrabass schäkert mit E-Bass, die Bläser treiben's wild untereinander. Bild wird zu Musik und wieder zum Bild – sehr gelungen. Nach einer kurzen Pause gibt es dann zunächst zwei Stücke in wechselnden Quintetten. Eines, dessen eigentlicher Titel Hollenbeck nicht verraten will, berichtet einigermassen unsubtil, jedoch spektakulär, von einem von der Freundin versauten Tag. Das zweite von einem von bösen Schulkindern versauten Tag. «Edu Domino» stellt schliesslich den zweiten Schwachpunkt dar: etwas lang, etwas eintönig und die Mini-Choreo reisst's auch nicht raus. Aber auch hier ist Motzen ein Luxusgut. Zum Abschluss bläst einem «Paterna Terra» nochmal so richtig die Ohren weg, insbesondere dank der beiden herausragenden Schlagzeuger. Wobei die Qualität jedes der elf jungen Musiker absolut unbestritten ist, da war 'ne Menge Können auf der Bühne, und reichlich Gelegenheit das auch zu zeigen. Eine sehr gelungene Vorstellung mit spannender Musik in exzellenter Umsetzung.

Nächste Ausgabe «Step across the border»: DI 19 April, Kleintheater Luzern. Mit Musik von Rabih Abou-Khalil