Früher Vogel fängt den Wurm

Die Veranstaltungsreihe Earlybird im Kleintheater begleitet Morgenmuffel ins Wachstadium. Gestern morgen früh mit Albin Brun am Schwiizerörgeli.

(Von Lucas Häfliger)

Die Kaffeemaschine im Kleintheater lief heiss, als kurz vor 7 Uhr die letzten Tickets über den Kassentresen wanderten. Ein Lachen hier, ein «so Jörg au scho wach?!» dort, sehr ausgelassene Stimmung. Der Anlass verkörpert ein einfaches Konzept: Man nehme Kaffee und Gipfeli, einen Musiker, packe das Ganze zu einer sehr unchristlichen Zeit ins Kleintheater – et voilà: Da ist er schon, der Earlybird. Die letzten Nachzügler tröpfeln in den mit Stühlen und Tischen ausgestatteten Saal und nehmen Platz. Markus Lauterburg, der den Anlass schon im 5. Jahr in Folge realisiert und organisiert, stand kurz nach 7 Uhr mit strahlendem Gesicht auf der Bühne und begrüsste das Publikum an diesem schönen Maimorgen. Der angekündigte Albin Brun (der im gleichen Rahmen vor zwei Jahren im Schweizerhof spielte) schlich mit ein wenig verschlafenem Blick auf die Bühne und legte los. Sein Schwizerörgeli atmete langsam und schwer und genau so klang es auch. Schwermütige zwei Minuten spielte eine Melodie, die einem exakt das Gefühl vermittelte, frühmorgens auf der Strasse zu stehen. Noch vor dem grossen Arbeiterstrom und langsam beobachtend, wie der Tag zum Tag wird. Nach diesem harmonischen Stück stellte er noch klar, dass es für ihn doch sehr ungewohnt sei, um diese Uhrzeit zu musizieren. Das zweite Stück «Langi Zyt» knüpfte an die Stimmung des Intros an. Es erzeugte vor meinem inneren Auge wunderschöne Landschaftsbilder von nebligen Berghängen an einem  Frühlingsmorgen. Er fing diese frühmorgendliche Ruhe und Ausgeglichenheit der Berge perfekt ein, ohne zu traditionell zu klingen. Wunderschön. die darauffolgenden Stücke waren schwungvoller, leichtherziger und verbreiteten allgemein gute Laune im Publikum. Brun bediente sich auch traditioneller Elemente aus Skandinavien oder dem europäischen Südosten. Um Viertel vor acht (Herr Brun liess sich noch zu einer Zugabe hinreissen) war der Kaffee ausgetrunken, das Gipfeli verzehrt und dieser sinnlich harmonische Start in den Tag endete. Wer sich dazu aufraffen kann, in dieser Herrgottsfrühe beim Kleintheater zu stehen, sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Denn wunderschöne Tastentöne zu Kaffee und Gipfeli sind meiner Meinung nach auf Platz zwei der besten Mittel, um das triste Grau des Alltags aus dem Kopf zu vertreiben und den Tag trotz Arbeit so richtig geniessen zu können.

Earlybird: noch bis 28. Mai, jeweils 7 Uhr (SA 10.30 Uhr) im Kleintheater