Farbigkeit vs. Wintertristesse

Galerie Müller, 24. 01.2014: Ruth Levap Zehnder präsentiert derzeit einige ihrer künstlerischen Arbeiten in der Galerie Müller in Luzern. In Ihren Acrylgemälden verschränken sich Farbe und Form zu einem einheitlichen Ganzen, das so manche illusionistische Wirkung zeigt...

Ruth Levap Zehnder studierte an der Kunsthochschule in Luzern und arbeitete auch als Graphikerin. Die Liebe zur Graphik begleitet bis heute ihr künstlerisches Schaffen. In der Reflexion zur Serie ihrer derzeitigen Ausstellung greift sie ein Zitat von H. Boeckl auf welches ihre Arbeit als Künstlerin treffend beschreibt: „Farben müssen sich lieben und lieben tun sie sich im Kontrast. Zum Lieben braucht es eine stille Kammer, das kann das Grau sein.“ Zwei wichtige Grundkomponenten ihrer Ausstellung sind dabei die Farbe und Form. Ordnung und Hell-Dunkel-Kontrast wechseln sich in den Werken gegenseitig ab. Dabei fungieren Linien, Kreise, Quadrate und Rautenmuster als Grenzen, die zugleich die Wirkung der Farben verstärken. Durch das Zusammenspiel von Farbe und Form entsteht geradezu eine illusionistische Schwingung im Bild. Ein Grossteil ihrer derzeitigen Bilder trägt den Titel „Entfaltung“. So tritt Im Werk „Mut zur Entfaltung“ die kräftige Farbsättigung in Acryl der grau schattierten Bleistiftzeichnung gegenüber. Es entstehen nahezu Spiegelungen, die trotz Abstand ineinander übergreifen. Nicht nur die Komplementärbeziehung der Farben zeigt sich hier als wegweisendes Konzept, sondern auch der Simultankontrast prägt das Zusammenspiel ihrer Kompositionen. Für den Betrachter entsteht so eine eigenartige Vibration, ein unruhiges Flimmern. Die abstrahierten Formen sind dabei nicht immer gleichmässig, sondern muten zeitweise zu Blätterwerk und Blumenköpfen an. Hin und wieder werden sogar Raumgrenzen aufgehoben und dem Betrachter entgrenzt, indem sich einzelne geometrische Formen über den Bildrand hinaus verlagern und neuartige Raumkonzepte bilden. So finden sich auf Karton und Leinwand nicht selten zwei oder mehrere Bilder in einem Gemälde wieder.

Immer wiederkehrend ist der farbdynamische Dialog in ihren künstlerischen Werken. Das Zusammenwirken der kräftigen Farben kann zugleich als anregend aber auch überfordernd wahrgenommen werden. Beim Verlassen der Ausstellung ist man auf jeden Fall gesättigt von Farbnuancen. Danach ist die Tristesse des Winters gerade viel besser auszuhalten. Danke Ruth Levap Zehnder!