Eine zukunftsweisende Form von Austausch

Wie ist es eigentlich in Luzern um den Wissenstransfer und den Austausch unter den hiesigen Kulturschaffenden bestellt? Wie und wo kommt man an das benötigte Equipment, ans Know-How und an die richtigen Leute? Um diese Fragen sollten sich am Samstag in der Güterstrasse die Köpfe drehen. Felix Bänteli und Patrick Rohner luden zur Labor-Sommerkonferenz.

(Von Anja Sidler)

Zum offenen Podium eingefunden hatten sich, neben weiteren Labor-Teilnehmern und SympathisantInnen des Kulturbüros Luzern, Urs Gaudenz, Effi Tanner, Camillo Bruni, Daniela Schmidlin und Urban Bieri. Diskutiert wurde dann vor allem über das Kulturbüro Luzern. Die Idee der 1998 vom Migros Kulturprozent ins Leben gerufenen Kulturbüros sei bis heute dieselbe geblieben: Man biete unkomplizierte, erschwingliche Unterstützung für Kulturschaffende. So verleihen bestehende Kulturbüros in Zürich, Basel, St. Gallen, Bern und Genf etwa Videokameras, Autos und Beamer, sie stellen Computer, Drucker und Infotheken zur Verfügung, kurz: (fast) alles, was es zur Kulturschafferei braucht. Inzwischen gibt es in verschiedenen anderen Städten weitere solcher Kulturbüros, die vom Migros Kulturprozent unabhängig sind. Dass es auch in Luzern eines braucht, da sind sich immerhin über 150 Personen einig (siehe Homepage). Nur: Braucht es das Kulturbüro Luzern in seiner derzeitigen Form, als kulturellen Knotenpunkt auf dem Internet, oder braucht es da noch mehr? Was soll das Kulturbüro Luzern eigentlich genau machen? «Es geht vor allem darum, eine zukunftsweisende Form des Austauschs von Wissen, Ideen und Equipment zu finden», resümiert Felix Bänteli nach dem Podium. In der Region Luzern gebe es viele Leute, die OpenSource-Programme schreiben und zur Verfügung stellen wollen. Entwickler und Informatiker, die sich mit Geräten und Software bestens auskennen, ihnen fehlt allenfalls der kreative Input. Auf der anderen Seite haben Kulturschaffende grosses Interesse am Potenzial der Neuen Medien. Man weiss nur halt nicht immer, an wen man sich wenden soll, wenn man etwa eine interaktive Soundinstallation mit tanzenden Bärtierchen aufbauen möchte, beispielsweise. Es genügt nicht, unkompliziert und preiswert Verstärker und Kamera ausleihen zu können, was fehlt, ist an dieser Stelle der unmittelbare, interdisziplinäre Austausch. Da gilt es, die Gestalter mit Equipment, Ideen mit Know-How und kulturelle Produzenten mit passenden Räumlichkeiten zusammen zu bringen, so etwa, wie das auf der Homepage des Kulturbüros Luzern bereits zu lesen ist. Im vergangenen Jahr wurden unter dem Kulturbüro-Element Labor verschiedene Workshops angeboten, viele davon in enger Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Mechatronische Kunst. Hier fand und findet er statt, der interdisziplinäre Austausch, auch über den Bereich Kultur hinaus. In der Labor-Agenda, die alle vergleichbaren Workshops aus dem Grossraum Luzern sammelt, stehen unter anderem Yoga-Kurse und Jodel-Workshops. «Die Workshops sind oft mit grossem organisatorischem und finanziellem Aufwand verbunden», hält Felix Bänteli fest, und Effi Tanner, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Mechatronische Kunst, fragt: «Was ist nach dem Workshop? Jeder hat sein eigenes Gerät zusammengebaut und nimmt es mit nach Hause, und dann?» Ein grosser Teil des Austauschs von Wissen und Material wird über das Internet abgewickelt. «Es soll nicht alles nur noch am Computer stattfinden», meint aber Patrick Rohner, «das Kulturbüro Luzern will über den Bildschirm hinaus tätig sein.» Eine digitale Datenbank für den Geräteverleih oder auch Indexe aufzubauen, beispielsweise von Stiftungen, die Projekte im kulturellen Bereich unterstützen, wäre sicher sinnvoll. Dass aber auch peer-to-peer-Veranstaltungen weiterhin einen wichtigen Zweck erfüllen, an denen es keine klare Dozent-Student-Zweiteilung gibt, da ist man sich einig. Derzeit beschäftigt man sich im Kulturbüro Luzern mit einer Bedürfnisabklärung in der gesamten Region Innerschweiz. Kommt diese zu demselben Schluss wie die Labor-Sommerkonferenz, bliebe die Frage allerdings noch offen: Wie sieht sie genau aus, die zukunftsweisende Form des Austauschs unter den Kulturschaffenden? Genügt es, weiterhin auf digitaler Plattform Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten für findige Köpfe zugänglich und erschwinglich zur Verfügung zu stellen?  Oder braucht es vielleicht doch am besten einen Raum, wo sich Gleichgesinnte regelmässig treffen könnten? Ein Büro, vielleicht doch, für das Kulturbüro Luzern.