Ein rüüdig gutes Festival im Treibhaus

Während zwei Tagen präsentiert das New Found Tapes Festival einen feinen Querschnitt durch das momentane Indie-Pop-Schaffen. Gestern machten Daav, His Clancyness und Motorama den Anfang, der Lust auf mehr machte.

(Bilder Silvio Zeder)

Daav Die vier Zürcher bewegen sich musikalisch auf den Pfaden der schottischen Postrock-Band Mogwai. Mit Orgeln und dem üblichen Rock-Instrumentarium kreieren sie epische Stücke, die oftmals das genreübliche laut/leise-Schema aufgreift. Leider will der Funken am Konzert nicht zünden. Während Mogwai die repetitiven Muster in aller Transparenz und Klarheit der Dramaturgie unterwerfen, zerfranseln die Stücke bei Daav im Durcheinander von unpräzisem Lärm-Wirrwarr. Doch muss auch gesagt sein, dass für einmal der Sound im Treibhaus seltsam dumpf klingt. Und das Schlagzeug ist zu laut, während man den Sänger kaum hört.

His Clancyness Das sympathische Quartett aus Italien machte schon die Runde durch diverse renommierte Musikportale. Ihr Indie-Pop bedient sich aus vielen Dekaden, aber vor allem aus dem Fundus des 60s-Pop. Wenn die Synthies zum Tragen kommen, erinnern sie an The Raveonettes, ohne deren unterkühlte Shoegaze-Ästhetik und Coolness zu übernehmen. Vielmehr schwingen feine Folk- und Soul-Elemente in ihren Stücken mit, die den Songs das gewisse Etwas verleihen. Das erinnert dann oftmals an die Musik von den Papercuts oder Richard Swift. An den Songs gibt es auch nicht viel zu mäkeln. Es ist alles da, was guten Indie-Pop ausmacht: Catchy Refrains, mehrstimmiger Gesang und mit Verve vorgetragene Gitarrenmelodien.

Motorama Die Musik von Motorama wird oftmals mit Joy Division und Interpol verglichen. Während der Vergleich mit Interpol sicherlich treffend ist, da beide Sänger sehr ähnliche Stimmen haben, hat die Musik mit der von Joy Division nicht viel zu tun. Denn Motorama entnehmen der New-Wave-Ästhetik eher die beschwingte Lakonie als deren Melancholie. Und so sind Ecken und Kanten abgeschmirgelt und weichen einem ultracleanen Sound. Während die eine Gitarre in Cure-Manier den Rhythmus vorgibt, spielt die zweite Gitarre einfache und eingängige Melodien. Ihre Songs sind sehr clever arrangiert und gipfeln in Stücken wie «Alps», das als Höhepunkt des Sets fungiert. Und so nach einer Dreiviertelstunde hat man die Songs von Motorama in all ihren Facetten gehört und es wird dann etwas langweilig.

Heute spielen The Ruby Suns, Float Fall und The Wavering Hands – ab 20 Uhr, Treibhaus Luzern