Ein Drittel reicht auch für ein Ganzes

Circa halb zwölf, müde und überraschend gut angetrunken, Bushaltestelle nahe Treibhaus. Zufälliges Zusammentreffen mit Freund Wagner. Wagner: «Und wie isch s Konzert gsi?» Hegglin: «Naja, es isch eigentlich kes Konzert gsi, also er hed scho Musig gmacht, aber au no gläse und Videos. Aber jaah, merkwürdig und grossartig und scheisse und grossartig.»

Eine Stunde vorher, auf der Bühne vor einer knappen Handvoll Leute ein schwarz-in-schwarz gekleideter Herr, Kold nennt er sich selbst. Kold ist Tomek Kolczynski, ist Filmkomponist, Theaterkomponist, ist Soundkünstler. Versprochen wurde vorab eine Performance, bestehend aus 1/3 Konzert, 1/3 Lesung, 1/3 Theater. Vorweg: Das funktionierte so nicht. Kold ist ein sensationeller Musiker. Er beherrscht Loops und Effekte in einer Art und Weise, die einen an der Livehaftigkeit der Performance zweifeln lässt. Und er dringt in Klangwelten vor, die überraschen und erstaunen, vor allem aber faszinieren. Und auch das Zusammenspiel mit den Videosequenzen, die ununterbrochen im Hintergrund projiziert wurden, ist fantastisch. Da passiert in einem Video minutenlang fast gar nichts und plötzlich eine Bewegung, ein Klang und alles fügt sich perfekt in die gerade erloopte Soundkulisse ein. Timing in Perfektion. Weshalb erdreiste ich mich also zu sagen, das Programm habe nicht funktioniert? Weil die noch übrigen zwei Drittel dem selbst gesetzten Massstab nicht standhielten. Theater? Wo? Habe ich irgendwie nicht mitbekommen. Und leider konnten mich auch die gelesenen Abschnitte nicht wirklich überzeugen. Ein roter Faden war zu selten zu erkennen, bestenfalls durch einen wiederkehrenden Namen (Frau ... Bittewas?). Und – kaum zu glauben – das Timing, der Rhythmus stimmten einfach nicht. Alles etwas zu platt, etwas zu beliebig, einfach in sich nicht stimmig. Nichtsdestotrotz, es war eine tolle Performance, ein Kraftakt. Es tat einem am Ende Leid, dass nicht mehr Händepaare zum Klatschen da waren. Man ging angenehm verwirrt wieder. Und wer Glück hatte, durfte sich noch über ein unerwartetes Zusammentreffen mit irgendwem freuen. Ist doch genug.