Die Zelle rockt

Sedel Luzern, 30.06.2017: Intim, heiss, laut – 23 Bands öffnen ihre Proberäume und lassen uns an ihrem Schaffen und Wirken teilhaben. Punk, Metal, Rock’n’Roll bis zu Reggae hallt durch die Gänge und lässt die Zuhörerin und den Zuschauer kurze Momente bis längere Episoden eintauchen und staunen.

Selten wohl wird der Sedel auf allen Stöcken gleichzeitig so belebt wie an diesem Freitag. Überall tummeln sich Leute und scharen sich in Gruppen in und vor den Proberäumen, um einen Blick oder ein paar Ohren voll von der jeweiligen Band zu erhaschen. Mitwippende Köpfe, zufriedene Gesichter und ab und zu tanzende Gestalten scheinen das Festival zu geniessen.

Was am Sedel-Openair vom vergangenen September auf Zuspruch stiess, mündet in diesem Event – ein Festival das hinter die Kulissen der im Sedel eingenisteten Bands blicken lässt und die Aussenstehenden mitten ins Geschehen holt.

Einige Musiker hausen seit den Anfängen des Sedels hier wie z.B. der Sänger von Motorslug (Titelbild). Der Schlagzeuger der Band ist noch nicht lange dabei und hält an diesem Abend in diesem speziellen Rahmen sein Debut. Die Led-Zeppelin-, Black-Sabbath- und Monster-Magnet-T-Shirts der Band dienen recht gut als Richtmass zur Beschreibung des Sounds. Auch einige Stunden später spielen Gitarrist und Schlagzeuger noch in ihrer «Zelle», ein Rapper hat sich dazugesellt – also auch zu spontanen Fusionen kommt es an diesem Abend.

intoxica

«Herzlich willkommen in der Zelle Null – Eins» haucht die Sängerin von Intoxica ins Mikrofon und wird durch die Bassistin um eine Null ergänzt. Der sehr schmucke, in rötlichem Licht gehaltene und mit Teppichen übersäte Proberaum zieht die Leute magisch an. So spielt die Band auch um sie herum, der Schlagzeuger auf einer Seite, der Rest der Band auf der anderen. Eingelullt durch den surf-sphärischen Sound kommt man automatisch in leichtes Hüftes(ch)wingen.

Drei Bands würden insgesamt in diesem Proberaum proben, die powervolle Bassistin Nadine und Schlagzeuger Daniel wirken in allen drei mit. 

cello inferno

Im 2. Stock im Gang und auf den Treppen sammelt sich plötzlich eine Traube Menschen: Cello Inferno ist am Werk und fasziniert die Leute mit seinem selbst kreiierten und zum Teil flammenden Schlagzeug und seinem röhrenden, kernigen Gesang. Währenddessen ist im untersten Stock eine jüngere Band am Werk und es kommt eine intime, fast romantisch anmutende Stimmung auf, als die Fans ganz nah bei der Band stehen und die Songs mitsingen.

Für einmal geht es in der Bar ruhiger und gemächlicher zu und wer zwischendurch eine Pause braucht, kann sich diese draussen beim Foodtruck oder in der Bar im oberen Stock gönnen.

Mit zunehmender Stunde wird das Treiben weniger und es entstehen Gespräche zwischen Musikern und Besuchern. Eine ganz besondere und einmalige Sache, die Bands auf diese Weise zu erleben. Eines steht fest, im Sedel lebt die alternative Musikszene und rockt bis in die letzte Zelle.