Die 80er, irgendwo ...

Das diesjährige «Horw Sounds» am Samstag versprach allerhand. Einen Namen wie Nena sieht man schliesslich nicht alle Tage in diesen Kreisen. Doch schon beim Betreten beschlich einen das Gefühl, man sei an dem halbjährlichen Dorffest und nicht an einem Konzertanlass.

(Von Lucas Häfliger)

Das Publikum redete vergnügt an den kleinen, runden Tischen, die überall in der Halle verteilt aufgestellt waren. Das Licht ging aus und die erste Band wurde angesagt. Beifall. Die vier tapferen Recken von Alvin Zealot betraten die Bühne. Es ist immer wieder schön, diesen jungen Männern zu lauschen mit ihren gut durchdachten, rhythmisch mitreissenden Songs, die mit einer Authenzität zum Besten gegeben werden, die doch das eine oder andere Mal ein Kribbeln, das aus der Wirbelsäule aufstieg, auslösten. Sie spielten trotz eines sehr ungünstigen Publikums mit einer Freude, die bis in die hinteren Reihen zu spüren war und meine Aufmerksamkeit in vollstem Masse weckte. Es wurden viele Songs ihres Debütalbums gespielt und sogar zwei bisher unveröffentlichte. Doch nach einer sehr kurzen halben Stunde war ihr Beitrag an das «Horw Sounds» bereits wieder vorbei und sie räumten das Feld. Redwood entsprachen meinen Erwartungen und spielten ein sehr dürftiges Set. Sie klangen fade und schafften es nicht, die Mauer zum Publikum einzureissen. Ich machte es mir nach zehn Minuten im Bierzelt gemütlich. Als ich die Halle wieder betrat, war das Hauptkonzert schon in vollem Gang. Nena war anwesend – mit einer Horde rumhopsender, bartloser Teenagemetaler. Die Songs waren sehr gitarrenlastig arrangiert, und die ansonsten typischen Synthesizer kamen kaum zur Geltung, trugen nur einen kleinen Teil zur Melodie bei. Nena selbst ging kläglich unter auf der Bühne mit lauter Individualisten, die nicht einfach nur spielen konnten, nein jeder musste haarsträubenden Schabernack mit seinem Instrument treiben. Das Schlimmste an der Sache war, dass sie es alle gleichzeitig taten, was das Ganze wie einen schlechten osteuropäischen Wanderzirkus wirken liess. Die 80er schienen sich weinend in der Garderobe zu verstecken, oder aber sie lagen in einer Lache aus Erbrochenem auf dem Boden des Mädchenklos. Auf der Bühne jedenfalls liessen sie sich kaum blicken. Songs, die man kannte und bis zu einem gewissen Masse auch schätzte, wurden zwar gespielt, aber sie hatten keinen Beiss und klangen nach einer ausgelutschten, zu durchdachten, modernisierten Form dessen, was man in Erinnerung hatte. Sehr Enttäuschend. Und so ging das ganze eine Stunde oder länger weiter, bis ich mich dann entschied das Weite zu suchen und diesen Abend hinter mir zu lassen.