Der Vogelzug ist in Luzern angelangt

Luca Schenardi präsentiert am 27./28. Oktober sein Buch «An Vogelhäusern mangelt es jedoch nicht» im Luzerner Kunstraum sic! – das vorläufige Ende einer kleinen Tournee für ein aussergewöhnliches Kunstbuch.

Buchvernissage ist wohl der falsche Ausdruck für diese Veranstaltung – es gibt keine Lesung, keine Laudatoren, nur Naturmusik im Hintergrund; an einer Wand hängt eine Auswahl von Schenardis Vogelhaus-Bildern. Die eigentliche Vernissage hat bereits vor knapp zwei Monaten im Cabaret Voltaire stattgefunden, seither hat das Buch eine Reise durch zwei Zürcher Galerien erlebt. Dass es nun in Luzern angelangt ist, stellt keinen Zufall dar: Schenardis Atelier ist ganz in der Nähe des Kunstraumes sic!, in Luzern arbeitet und wohnt der Künstler, hier hat der die Kunsthochschule besucht.

Künstler und Ornithologe Passend ist der Standort aber auch, weil er mitten im Grünen liegt, eine Oase ist in der Stadtlandschaft. Das ökologische Anliegen Schenardis spiegelt sich also wieder in den Fenstern des Raums, die trotz nassem Schneeregen den Blick auf ein Stück Natur freigeben. Der Künstler ist nebenberuflich Ornithologe und arbeitet für die Vogelwarte Sempach. Im freien Feld nimmt er Vogelgesänge auf, aus diesem Material können Rückschlüsse auf Populationen und ihre Verbreitung gemacht werden. Sein Interesse für Vögel ist jedoch älter, bereits mit elf Jahren habe er sich sehr für die Tiere und ihre Lebensräume interessiert. Um sie und ihr trauriges Schicksal dreht sich «An Vogelhäusern mangelt es jedoch nicht».

Ein Kunstbuch der anderen Art Wer sich nun ein kunstvoll illustriertes Sachbuch vorstellt, täuscht sich – wird aber keineswegs von Schenardis Werk enttäuscht sein. Ornithologische Texte stehen gleichwertig neben seinen fantasievollen Collagen, Zeichnungen und Malereien. Angesichts dessen, dass 40 Prozent aller Vogelarten in der Schweiz auf der Liste der bedrohten Spezies stehen, fallen die bildlichen Stellungnahmen des Vogelfreundes bissig aus. Die Bedrohung des Tieres wird zum Sinnbild einer Bedrohung aller Natur und schliesslich eines selbstzerstörerischen Verhaltens der Menschheit. Ganz im Sinne seines Buchtitels mangelt es nicht an Vogelhäuschen in den farbenfrohen, oftmals anarchistischen Bildern. Nur befinden sich diese Häuschen nicht in der Natur, sondern ersetzen oftmals die Köpfe der Menschen: Leer wie ein heutiges Vogelhaus sind unsere Gehirne, die nicht verstehen, Rücksicht zu nehmen. Schenardi ist zufrieden mit dem bisherigen Vogelzug seines Vogelbuchs: «Die Vernissage in Zürich war toll, es kamen sehr viele Leute und wir haben alle mitgebrachten Bücher verkauft.» Auch in Luzern füllte sich der Raum ab 15 Uhr merklich mit Interessierten. Buchbesprechung in «041 – Das Kulturmagazin».