Der Philosoph im Schaufenster #5 - Die letzte Frage des Tages: Hilft Philosophie bei Liebeskummer?

«Ich sitze im Bus - fährt die Welt an mir vorbei oder fahre ich an der Welt vorbei?» Mit dieser Frage seiner Tochter setzte sich ein Vater heute zu mir ins Schaufenster zum Philosophieren. Er war herausgefordert durch diese schwierige Frage. Das war die ganze Philosophie-Woche in den Räumen des Kulturforums so. Wir waren herausgefordert durch Fragen im wahrsten Sinne und wir strengten uns wahrhaftig an, sie im gemeinsamen Gespräch zu klären.

(Von Roland Neyerlin)

Philosophieren eröffnet neue Räume. Nicht nur Gedankenräume, sondern auch Begegnungsräume. Die unterschiedlichsten  Menschen kamen in dieser Woche zusammen, begeneten sich im Denken, Fühlen und Handeln. «Philosophie im Schaufenster» bezeichnet eine Schnittstelle des Privaten und Öffentlichen, die sehr durchlässig und heikel ist. Das Öffentliche ist das Politische, darauf hat Hannah Arendt immer wieder hingewiesen. Philosophieren ist ein Handeln (die Handlung ist das Selbstdenken) im öffentlichen Raum. Philosophieren ist politisch! In diesem Sinne ging es in dieser Woche nie darum, mich als Privatperson ins Schaufenster zu stellen. Ausgestellt werden sollte die Philosophie und das Philosophieren. Es ist mir immer ein Anliegen gewesen in den letzten Jahren, die Philosophie aus den privaten Räumen des Elfenbeinturms herauszuholen - wenigstens für eine bestimmte Zeit. Darum bin ich ein philosophischer Praktiker geworden, der eine philosophische Praxis betreibt. Philosophische Praxis knüpft an an eine alte philosophische Tradition, die bis in die Anfänge der Philosophie zurückreicht. Es ist der Versuch, philosophisches Wissen für die persönlichen und gesellschaftlichen Belange brauchbar zu machen. Ich danke den Mitarbeitenden des Kulturforums, insbesondere Cathrine Huth und Armin Meienberg, die mit mir mit viel Wohlgesinntheit begegnet sind und durch ihr Engagement diese erlebnisreiche Woche erst möglich gemacht haben. Vielleicht steh ich irgendwann auf einen Platz und verwickle die Menschen in Gespräche. Eine «Stehung» nicht eine «Sitzung» abhalten, wie der Luzerner Philosoph Marco Meier zu sagen pflegt. Der öffentliche Raum als Gesprächsraum pflegen ist eine eminent politische Aufgabe!