Der Montag möge vortreten

Der österreichische Songwriter Bernhard Eder besucht das Treibhaus und hält einen versöhnlichen Abschluss für jedes Wochenende bereit.

Sonntagabend in Luzern. Die Strassen sind leer, die Busse noch ein wenig leerer. Alles wirkt etwas verkatert und das Treibhaus ist, keine Überraschung, ebenfalls ziemlich leer. Rund vierzig Minuten vor Beginn des Konzerts des Wiener-Berliners Bernhard Eder entspricht das Verhältnis von Mitarbeitern zu Kunden in etwa jenem von Leichen zu Sätzen in einem durchschnittlichen Stallone-Film (5:1). Bernhard Eder, aufgewachsen in der österreichischen Provinz, lebte einige Zeit in Wien, bevor es ihn in die deutsche Hauptstadt zog. Nach «The Living Room Sessions» und «Tales from the East Side» erschien dieses Jahr die EP «The Unexpected». Um Viertel nach Neun sind nun doch leicht mehr Gäste als Mitarbeiter anwesend, es sind etwas mehr Menschen als Stühle im Raum und Bernhard Eder und Mitmusiker Simon Bauer (Kontrabass) betreten die Bühne. Wenn man sich Eder auf dessen Myspace-Seite anhört, wird man vermutlich stimmlich an Elliot Smiths noch ein bisschen gequetschteren Cousin denken und auch musikalisch schnell die Parallele zum Amerikaner ziehen. Wenn man Eder live sieht und hört, hat man dieses Bild nicht mehr im Kopf. Der Österreicher ist sehr gesprächig, wirkt sympathisch, wartet auch auf einen verspäteten Konzertbesucher oder gibt einer Barfrau ein Geburtstagsständchen. Und musikalisch überzeugt er um ein Vielfaches mehr. Obwohl sich vieles gleicht, schafft es Eder die Aufmerksamkeitsspanne hochzuhalten. Die angenehm kurzen Songs werden von den auf den Punkt gebrachten Arrangements gut getragen und Eder findet immer wieder verhuschte, etwas melancholische, oft auch eingängige Melodien. Diese regen ein wenig zum Schwelgen an, vermeiden es aber auszuufern und finden immer rechtzeitig auf den Boden zurück. Nichts wirkt aufgesetzt, nichts ermüdet und dann gibt’s auch schon Zugaben und es sind schnell mal achtzig Minuten rum. «Unexpected» war am Ende wenig. Bernhard Eder ist keiner für die grossen Experimente. Ein Mann, der selbst einen gecoverten AC/DC-Song wie einen eigenen, und Madonnas «Material Girl» als Geburtstagsständchen nicht unverschämt klingen lassen kann, versteht sein Handwerk. Und das ist gut so und passend für das etwas verkaterte Ende eines Wochenendes. An so einem Sonntagabend in Luzern.