Die Ausgangslage war die: Les yeux sans visage spielten um 2 Uhr Freitagnacht – nach dem fantastischen und ergreifenden Auftritt der Editors und parallel zu Sens Unik (auf der Zeltbühne). Keine einfache Ausgangslage also. So traten sie spät auf der Waldbühne vor ein Publikum, das schon viele Konzerte gehört hatte und vielfach schon relativ betrunken war. Sie läuteten den Auftritt mit einem minutenlangen Bassrauschen ein – noch kein Mensch auf der Bühne. Mutig. Es ging ähnlich weiter, wie Editors zuvor auf der Hauptbühne endeten: Dunkel, ergreifend und effektvoll. Waviger Rock, eine Reminiszenz aus den tiefen 80ern, es passte perfekt. Remo Helfenstein sang monoton seine Worte, derweil Dominic Deville auf die Becken drosch und für die eher lauten, schreienden Vocals besorgt war, was als Gegenpart zu Helfenstein wunderbar funktioniert. Ismail Osman an der Gitarre streute verzerrte, helle Gitarrenparts ins dunkle Gewölk. Fast ohne Worte und Ansagen absolvierten sie ihren stündigen Auftritt und es war so dermassen authentisch, dass es fast unheimlich wurde. Hie und da, ganz am rechten Rand, erschien Roman Pfaffenlehner, bekannt aus Sedel und anderen Luzerner Kulturbastionen. Er war am Schluss fürs Outro besorgt – ein schönes Bild. Das Publikum harrte aus, wollte mehr und bekam es. Les yeux sans visage dürften am Gurten definitiv eine Stufe höher gestiegen sein. Sie waren ein Highlights des konzertmässig in vielen Belangen sonst eher enttäuschenden Gurtenfestivals.
Das Konzert gibt's als Podcast bei DRS Virus