«Das Buch ist sekundär» – Al Imfeld im Romerohaus

Dienstag, 15. Mai, Luzern: Der Schriftsteller, Publizist und Ex-Missionar Al Imfeld stellt im Romerohaus sein jüngstes Werk «Mission beendet» vor. Es wartet mit intelligenten Thesen auf, die in der anschliessenden Diskussion für Zündstoff sorgen.

Seine Wirkungsgebiete sind mannigfach: Studium der Theologie, Philosophie, Journalistik, Entwicklungssoziologie und Tropenlandwirtschaft. Nachdem er als unangepasster Jungpriester von der Immenseer Missionsgesellschaft in die USA «verbannt» wurde: einziges weisses Mitglied im Civil Rights Movement, Berater für Martin Luther King, Ethik-Berater des Playboys, später Pulitzerpreis für eine Vietnamanalyse in der «Washington Post». Geschichtenerzähler, Missionar, Vermittler zwischen Afrika und dem Westen. Im Stämpfli-Verlag erschien eben sein neues Buch «Mission beendet» mit dem Untertitel «Nachdenkliches zur religiösen Eroberung der Welt». Daraus liest Imfeld im Romerohaus, Thesen zur Mission, zu den Religionen. Dass jeder Mensch verschiedenen Religionen anhängt, ohne es zu wissen. Weil sich das Traditionelle – im Luzerner Hinterland, wo er aufwuchs, beispielsweise Schamanistisches/Heidnisches – stets mit der Hauptreligion vermischt. So auch in Afrika. Dass da auf jeden Fall bereits vor der Missionierung eine authentische Gottesbeziehung da gewesen sei. Dass man sich mal vorstellen müsse, wie das wäre, wenn wir missioniert würden. Wie gingen wir damit um? Dass der Integrationszwang in der Schweiz bloss eine neue Form der Missionierung sei. Alle müssten das Gleiche glauben. Auch die unhaltbaren Zustände für Missionare – teils lesen sie an einem Sonntag neun (!) Messen, fahren mit Töffs von Kirche zu Kirche – kommen zur Sprache. Und wie sich Gottesmänner leider auch für den Kolonialismus, für ökonomische und politische Interessen einspannen liessen und lassen. Imfeld kommt zum Schluss, dass das Vorleben der Ideen des Christentums zählt. Das Buch – die Bibel – sei sekundär. In der anschliessenden Diskussion holt ein älterer Herr, der noch immer in der Afrika-Mission tätig und momentan in der Schweiz auf Urlaub ist, zu einem Gegenreferat aus, das ein amerikanischer TV-Prediger nicht eindrucksvoller losbrechen können hätte. Er stört sich an vielem, vor allem, dass hinter den Titel «Mission beendet» kein Fragezeichen gesetzt wurde. Geschäftsführer des Stämpfli-Verlags, Manfred Hiefner, merkt an, dass sich Bücher mit Fragezeichen im Titel nicht verkaufen würden. «Geld regiert die Welt!», schallt es zurück.