Augen zu!

Leech und Eno trafen sich zum schüürer Donnerspass. Die beiden Bands liessen das Publikum einen Abend lang träumen.

(Von Gianni Walther)

Gitarre, Schlagzeug und einige elektronische Geräte. Die beiden Herren von Eno brauchen sonst nichts. Schon gar nicht weitere Mitmusiker. Mit viel Liebe zum Detail bauen Ivo Münger und Christian Mikolasek Stück für Stück eine verträumte Klangwelt auf. Oftmals leise und sphärisch, wissen die beiden Musiker genau, wann sie ihre Musik in postrockigem Getöse ausbrechen lassen dürfen und wann nicht. Schlagzeugbeats gibt es hie und da zwei: Ein einfaches Muster vom Drumcomputer, das besonders an ruhigen Stellen die Musik nicht zerfallen lässt. Gedoppelt und weitergeführt wird das Ganze natürlich vom Drummer, welcher sich besonders in den härteren Momenten nicht scheut, ordentlich reinzuhauen. Die Gitarre lässt Töne oftmals lange liegen, sie klingt generell eher feucht, genug Hall. Ambient halt. Dass die Band in konstantes blaues Scheinwerferlicht gehüllt ist – also lichttechnisch eher langweilig –, stört überhaupt nicht. Sowieso hat man bei solcher Musik die Augen geschlossen! Verträumt, melancholisch. Sehr schön! Das sechsköpfige Soundkonstrukt Leech verzaubert die Zuhörerschaft mit einem Konzert, das – alles in allem – rund zwei Stunden dauert. Hut ab für die Ausdauer! Dass sich während der ganzen Darbietung nicht ein einziges Mal ein fader Moment, eine schwache Stelle einschleichen kann, beeindruckt. Rhythmisch verspielte Stellen wechseln sich ab mit langen Klangteppichen in langsamem Tempo und krachenden Soundwänden, die man in der Schweizer Musiklandschaft nicht allzu oft entdecken kann. Auch bei dieser Band gilt: Augen zu. Eine Bühnenpräsenz, wie Leech sie hat, gibt es selten. Wie gesagt: Augen zu! Gelegentlich aber sind offene Augen erlaubt, schliesslich hat die Lichtshow auch einiges zu bieten. Es ist schwierig zu beschreiben, wie sich diese Band anfühlt. Beobachtet man die Musiker, merkt man schnell, dass vor allem die beiden Gitarristen oft und lange die Augen geschlossen haben. Es ist nicht nur Musik, die man hört. Man spürt sie auch. Man spürt die Musiker, deren Gedanken und deren Gefühle. Fantastisch! Links. Rechts. Links. Rechts. Man wippt mit der Musik mit, auch wenn man sich gerade stark auf ein einzelnes Mitglied der Band konzentrieren möchte. Ganz einfach ist es mit dem Mitwippen aber doch nicht, zumal die Band mit ihren verspielten Sound und den vertrackten Rhythmen das Wippen zeitweise relativ anspruchsvoll gestaltet. Alles in allem bleibt zu sagen, dass der Abend kaum besser hätte gestaltet werden können. Ausser dass im Erdgeschoss unter dem Dachstock wieder Mal Salsa-Nacht war. Zum sphärischem Ambientrock passen die südländischen Rhythmen nicht wirklich.